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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 21.04.1942 ( 3.2013.22)

 

21.4.42


Mein liebster Hugo!
Jetzt kommst du noch an die Reihe, schrieb eben nach Sindelfingen. Weiß gar nicht wo ich mit erzählen anfangen soll. Also am Montag früh warst du wieder fort, wir alleine. Bei den Soldaten bist du, das muß ich Beiden sagen. Es war schön sonnig, Erich hackte im Garten. Unsere Beiden setzte ich an den großen Tisch auf der Terasse gab ihnen die Blümle, Baukasten, Gänsle u. Schühle zum Spielen. Friedrich blieb sitzen und baute Bänkle mit Blümchen darauf, wie du es ihm gezeigt hast. Rosmarie versuchts immer wieder geschwind von der Terasse durch den Garten zu wischen. Halte sie halt sofort. Aber mit der Zeit lasse ich sie doch hinaus, sage es oft wegen den Blumen, immer rupfen sie ja nichts ab u. schicke sie auf die Wiese. Denn warum sollen sie sich droben freuen wie ich die Kleinen einsperren muß. Merke wie Friedrich bei Großmutter ganz anderst ist. Machte die […] vom Gockelhahn brachte sie Fr. Treß u. holte Salat. Dam sie von der SS auf die Religion zu sprechen und meinte schade für mich. Konnte ihr sagen daß ich so befriedigt bin, hätte es früher d.h. ganz früher nue gedacht daß ich mich so umstelle u. ganz glücklich bin. Unser Essen war recht gut, Einlaufsuppe, Schnitzel, Spätzle Salat ein Gläsle Saft. Das klingt ganz festtäglich, es war auch so auf der Terasse in der Sonne. Da schmeckts uns noch besser. Mittags nach dem Schlafen gings zuerst aus Schloß. Traf dabei unterwegs Fr. Epp. Die riet mir recht ab, der weite Weg u. Rosemarie braucht Friedrich zum Spielen. Ich hatte genug bis ich mit dem Wägele droben war. Frau Krauß sagte mit auf dem Schloß, es wäre ihr zu teuer 4 RM monatl. Für 3 Kinder 7 RM u. sie fragte ob sie es nicht billiger machen wollte da gab sie keine Antwort nicht einmal ihrem Mann. Sie schickt ihren Buben bis in die Reppstraße 2 Monate kosten 1 RM, das ist ein Unterschied. Der Weg wäre für Friedrich weit bes. im Sommer wenns heiß ist. Denke ob ich ihn nicht im Monat Juli bei der Großmutter in den K.Garten tun kann, ob sie ihn da nimmt? Will einmal fragen. Frl. […] ist jed. gleich, hat ja viele Kinder, wir sind gleich wieder gegangen, sie spielten unter der Linde im Sand.
Da mußten wir in dein Zimmer. Es fing dabei an zu regnen. Fr. Futterknecht sagte Lotte habe einen Buben mit 8 Monaten. Draußen sah ich niemand, nahm die gewobene Vorlege mit, damit ich den Stubenboden belegen kann, wenn der Großputz vorbei ist. Für den Sessel fand ich den Rupfen nicht, sondern vom Schaufenster den grünlichen Rips, mit dem flickte ich den Korbstuhl. Elfriede Weinmann bekommt im Sept. ein Kleines, ihr Mann ist zur Zeit in Bremen er will alles durchsetzen um nicht mehr nach Rußland zu müssen. Fischers Lilli (Konrad) stand mit dabei. Bei Huber gabs Schwarzwurzeln u. Zwiebel, holte bei Trautwein Gummilösung aber so ein großes Stück zum Aufkleben wurde mir ein bisle runzlig. Reusler gab mir eine Vierkantleiste, Herr Fritz sagte so könnte man 10000 heute auf dem Jahrmarkt verkaufen die krähenden Gockel hatte das Muster dabei. Und wieder gings zum Karusselfahrer, Rosmarie wollte ins kleine Auto, Friedrich ins Große. Im Tierpark trafen wir Fr. Sauter mit ihrem dicken Bübchen. Ihr Mann liegt in Finnland war über ein Jahr nimmer in Urlaub Bei ihr war Hermann Seeles, seine Finger gucken wieder aus dem Verband heraus. Müde legte ich dann Beide eine. Heute früh gings lange, lange zur Großmutter hinaus. Nahm gleich den Mantel in Angriff, mußte aber die Seitennaht, Abnahts u. Ärmel anderst machen. Hatte also schon zu tun. Um 4h war ich fertig, bin dann mit Beiden zu Fuß in die Stadt auf den Jahrmarkt. Was hatte es viele, viele Stände an Schmuck z. Teil echte Sachen u. Steine. Das es dann das im Überfluß gibt? Überall Schmuckstände, Spielzeug fast nichts jedenfalls nur Ramsch. Für dich gabs Hosenknöpfe 40 Stück 10p. Sah Frau Mohl in Trauer u. wie ich in der Zeitung las ist ihr Bruder gefallen. Die Schmiede im Hinterhaus mit mir gesprochen, wußte schon daß wir draußen eine Wohnung wollen. Sagte ihr die ihr können wir haben meinte Luise. Sah Herr Dreher herauskommen wie wir hinaus sind u. heute sagte Fr. Schmied die alten Drehers seien immer also oft im Haus. Sie möchte nurr gerne einmal mit dir reden. Friedrich durfte auf einem Bärle fahren, Rosmarie im Auto. Auf dem Heimweg fiel sie hin, Friedrich warf sie beim Springen um, so daß sie Nasenbluten hatte. Und ich konnte sie nur kurze Stückle tragen. Daheim machte Großmutter Pfannenkuchen, dann legte ich Beide ins Bett u. ging zu mir ganz allein heraus. Denn morgen habe ich Frau […] an einem Kleid etwas zu ändern. Was brachte sie uns am Abend, Bonbons, Wurst u. viel Feisch, Butter. Das hättest sehen sollen, da fehlt es am Essen nicht.

(Rand:) Wie ich hier herauskam ging ich zu Rolf brachte ihm unser Muster u. die Leiste. Er kann nicht sägen, findet die Sägle nicht. Bekomm dafür viel Kopfsalat. Jetzt bin ich allein. Letzte Nacht sei 1 1/2 Stunden Alarm gewesen, merkte nicht davon. Geh morgen früh um 7h hinaus u. werfen deinen Brief gleich ein.

(Rand von Seite 1:) Kann halt deinen Brief erst morgen abend lesen. Es grüßt dich für heute
Deine Gretel

 

 



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