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Brief (Transkript)

Hugo Zwanger an seine Frau am 02.09.1939 (3.2013.22)

 

Nellingen, Freitag Abend.



Meine lb. Gretel!

Heute Abend habe ich Gelegenheit Dir nochmals zu schreiben, denn gestern Abend pressierte es durch den Luftschutzalarm sehr. Ich bin nun seit 2 Tagen auf die Geschäftsstelle kommandiert und muss den ganzen Tag auf dem Büro sitzen, was mir gar nicht passt. Arbeitszeit ist von Morgens 7 Uhr bis Abends 7 Uhr, mit nur einer Stunde Mittagspause. Ich will sehen, dass ich einer anderen Abteilung zugeteilt werde. Die erste Zeit hatten wir Tag und Nacht Wachdienst, nachts schliefen wir im Zelt, was nicht sehr angenehm ist. Lb. Gretel, heute wurde nun der Marschbefehl für unsere Truppen erteilt, die Reichstagssitzung wirst du jedenfalls im Radio gehört haben. Hoffentlich überstehen wir diese Zeit nun alle gut. Nach den letzten Meldungen sollen ja die Flugplätze der Polen bereits zerstört sein. Zu gern würde ich einmal kurz zu Hause hineinschauen, was ihr alle treibt, ihr Frauen seht ja die Lage anders als wir. Die Soldaten hier im Horst machen sich nicht viel draus, bei euch daheim wird jedoch manche Aufregung sein. Hoffentlich mischt sich nun England und Frankreich nicht aktiv in den Kampf, denn sonst wird der Krieg schliesslich größere Ausmasse annehmen. Wenn es nicht anders geht, dann müssen wir eben den Kampf mit ihnen aufnehmen, auch ihnen wird wie der Führer heute sagte hören und sehen vergehen. Sonst geht es uns allen soweit gut, wie es eben bei Kommis ist, man sitzt eben hinter dem Zaun. Vielleicht bekommen wir auch bald einmal Urlaub, dann kann ich euch alle besuchen.
Wir dürfen nur nach Nellingen oder Esslingen. Öfters kommen Frauen und Mädchen und besuchen ihre Männer und Verwandten.
Die Verpflegung ist ganz gut, wir spüren hier nichts, dass die Lebensmittel knapp sind. Wir bekommen jeden Tag Wurst und Butter und ein ordentliches Mittagessen. Bei euch zu Hause wird es jedenfalls nicht am nötigsten spannen, die meisten werden satt werden. Heute mussten wir umziehen, von meinem neuen Zimmer sehe ich gerade auf die Neuffen und die Achalm. Da muss ich immer an unseren schönen Ausflug denken den wir vor 2 Jahren auf den Neuffen gemacht haben. Was macht auch unser kleines Männdle, er wird doch sicher immer brav sein, ich freue mich jetzt schon bis ich ihn wieder sehe. Heute Abend gehen wir noch nach Scharnhausen oder Nellingen und werfen den Brief ein, denn die Feldpost bleibt ja liegen. Lb. Gretel hoffentlich machst du und deine Eltern dir keine zu grosse Sorgen, im Westen kommen sie mit den Flugzeugen kaum durch, da ist alles zu sehr abgeriegelt. Hoffentlich ist es bald möglich, dass wir uns bald wieder sehen, Dir und allen wünsche ich einen frohen Sonntag

Seid alle herzlich gegrüsst

Von Deinem Hugo

 

 



Ansicht des Briefes

 

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