Nordpol. 30.11.43

Liebes Schwesterlein!

Habe Heute Deinen lieben Brief mit grosser Freude erhalten. Besten Dank auch dafür. Na bist ja jetzt glücklich Muttchen geworden und ich nebenbei Onkel. Kann dir zur Beruhigung mitteilen, dass bei uns die kleine Marion schon getauft worden ist und zwar mit Schnaps und Likör. Habe nämlich soeben in der Kantine ein paar Runden für unsere Buden geben müssen und zwar auf Grund einer Wette. Und da haben wir auch auf den Onkel angestossen. Wenn Du Dich beschwehrst, dass ich zu wenig schreibe so must Du schon entschuldigen.
Aber was sich der olle Hein in den Kopf setzt, dass führt er auch durch. Aber die Sache mit Vater die haut ja hin. Hatte mit allem gerechnet, aber mit Zucker bestimmt nicht. Das so etwas kommen würde habe ich geahnt; denn bei dem Sauleben konnte man dies ja vorraussehen. Mich kann so etwas nicht mehr erschüttern, denn dafür haben sie mir ja zu deutlich gezeigt das ich bei Ihnen nichts mehr zu suchen habe. Liebe Elly ich weis, Du wirst jetzt mit Kopf schütteln und auch vielleicht „pfui“ sagen. Aber was die mihr angetan haben können die nie wieder gut machen. Also endschuldige bitte und sei mir nicht böse. Aber nun Schluss mit dem ganzen Zinober. Habe Dir schon einen Brief geschrieben und den wirst Du ja auch inzwischen erhalten habe. Da habe ich Dich gebeten, mir Geld zu schicken, damit ich Dir etwas schicken kann. Wenn Du etwas haben willst, so schreibe mir bitte, was ich Dir schicken soll. Hier gibt es ja noch alles. Aber wenn Du nichts brauchen kannst, so las es bitte bleiben. Nächsten Sonntag kommen wir an Land und da kann die Sauferei losgehen. Das Renners Franz gefallen ist ist ja auch stark. So allmählig gehen die ganzen Jungs zum Deibel. Wie ist es denn sonst noch? Was macht denn Herrmann noch? Muss jetzt schliessen; denn es ist gleich anfangen mit „Rein Schiff“ Also sei recht herzlich gegrüst von deinem Bruder
Heinz

Das Du Dein kleines Töchterchen Marion nennst, freut mich ganz besonders; denn das ist ja der selbe Name wie Maria!