Im Norden 4.1.1944

Liebe Elly!

Habe Heute Deinen lieben Brief vom 3.12. mit bestem Dank erhalten. Liebe Elly getan hast Du nun nichts und ich weis auch, was ich an Dir habe. Du nennst mein ganzes verhalten Leichtsinn. Denke von mir, was Du willst, aber ich weis was ich will und der olle Hein läst sich so leicht nicht unterkriegen. Werde auch nie meinen letzten Tag vergessen, den ich zu Hause war. Stelle mir z.B. einen solchen Abschied anders, als wenn man gerade Kartenspielt, einem zwischendurch die Hand drückt und so nebenbei sagt: „Ja mach’s gut“ und dann weiterspielt. Glaub mir, wie mir dabei zumute war, wird ich wohl kaum wieder vergessen. Du möchtest gerne wissen, woher Lore weis, dass Du Mutter geworden bist? Sie hat es in der Zeitung gelesen. Übrigens, was die sogenannten Kolegen über diese Sache berichten ist mir wurscht und läst mich kalt. Was Du da schreibst, von wegen leid tun und Frau fürs Leben und gemütliches Heim, ist ja alles Quatsch. Oder meinst Du ich hätte meinen Standpunkt in dieser Hinsicht geändert? Vorerst bestimmt noch nicht! Aber nun zu Vater. Wie Du schreibst, braucht er eine Blutübertragung. Wenn es so nötig ist und keiner da ist, schicke mir doch ein Telegramm, wo der Arzt das bestätigt. War nämlich sovort beim Chef deswegen und der sagte mir, dass ich, solange nicht der Arzt die Sache bestätigt habe, deswegen nicht auf Urlaub kommen könnte. Wenn es aber so dringend ist, kann ich sonst nach Hause kommen. Dein Geld habe ich noch nicht erhalten. Neues Geld schicken hat keinen Zweck mehr, denn dann bin ich schon hir fort. Will hoffen, dass Du das Geld mit Postanweisung geschickt hast; denn sonst ist es Scheisse mit der Schickerei. (Verzeihung) Naja bist ja gerade nicht bescheiden, aber wird sehen, was sich machen läst. Die grosse Klappe, die man hir beim Einkaufen haben mus, ist ja bei mir auch vorhanden. Das mit Düsseldorf haut ja ewig hin. Was ist denn jetzt passiert, dass mein Liebling Luftveränderung vorgezogen hat? Hoffentlich gefällt es ihm dort so gut, das er nie wieder dort weg will. Nun möchte ich schliessen, in der Hoffnung, dass es Dir und Deinem kleinen Strolch, der schon lachen kann wie mir Kurt schreibt, noch gut. Dasselbe kann ich auch von mir sagen.
Viele Grüße sendet Dir
Heinz

Einen recht schönen Gruss auch an Kurt. Werde ihm, wenn ich Zeit habe auch mal schreiben.