Libau 4.2.44.

Liebe Schwester!
(Sehr geehrte Frau Knall! [?] )

Habe heute gerade Wache und so will ich Dir auch noch mal einen Brief schreiben. Du denkst wohl sonst noch ich hätte Dich ganz vergessen. Aber hir ist nun mal Schule und kein Erholungsheim für werdende Mütter. Wenn man Steuermann werden will, muss man sehr viel können; denn das ist die schwerste aber auch beste Laufbahn bei der K. Marine. Hier heist es lernen und nochmal lernen. Aber trotzdem gefällt es mir hir gut; denn das Essen ist hir prima und jeden Tag bekommen wir 10 Zigaretten (Bordverpflegung) und das ist ja die Hauptsache. In Libau selbst ist ja nicht viel los alles kaput von den Russen noch her. Aber sonst geht es; denn zu saufen gibt’s hir auch noch. Naja, Seemann was willst du noch mehr. Ist ja alles klar für grosse Fahrt. Nach dem Lehrgang gibt es wenn die Sache hin haut Urlaub und dann geht es an Bord. Höchst wahrscheinlich U-Boot. Schneidige Sache. Nur ist da ein Haken dran; denn bei der Seefahrt nennt man so ein Kommando Himmel-fahrt’s Kommando. Aber mir ist das schon recht; denn wo es richtig rund geht da ist es auch richtig für den ollen Hein.
Wie geht es eigentlich Vater? Hoffentlich besser? Grüss ihn doch bitte mal von mir. Er hat doch jetzt auch mehr Ruhe, wo die Alte weg ist? Was macht Sie jetzt eigentlich noch immer in Erholung? Da fällt mir gerade ein, Eure Geburtstage sind doch auch jetzt fällig also nachträglich und auch im vorraus herzl. Glückwünsche.
Mutti hat ja Ihren Geburtstag sicher sehr schön verlebt. Aber nun will ich schliessen und hoffen, dass es Dir gut geht.

Herzl. Grüsse sendet Dir Dein Bruder
Heinz

Grüss mir auch Kurt und Marion mit. Was macht denn die Kleene eigentlich. Für Herrmann geht Sie doch sicher schon nach Herders Quast und holt Bier? Oder schleppt sie noch zu stark mit der Tasche über die Erde? Ja ech sach jo met den Blaren da hät man schon sinnen Arjer !!! Kannst mir ja mal Ihre Adresse geben habe nämlich einen Kameraden, der schreibt gern mit Unbekannten. Macht aber auch spass.