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Brief (Transkript)

Katrin S. aus Sebnitz an Henson S. nach West-Berlin am 06.03.1989

 

Sebnitz, den 6.3.89

Lieber Henson!

Ich sitze gerade bei Rotwein, Kerzenschein, Hermann van Veen und im Ofen knack das Holz. Auf dem Tisch steht Dein Bild und so schreibe ich Dir jetzt diese Zeilen. Immer wenn es mir gut geht und ich sentimental werde schreibe ich Dir Briefe und meist werden es dann Liebesbriefe, die Dich dann so fertig machen. Warum ich das tue weiß ich nicht!? Vielleicht weil ich Dir doch irgendwie noch sehr nahe stehe ohne es zu merken. Sei mir bitte deshalb nicht böse. Dir geht es leider nicht so, doch vergessen können wir Beide uns irgendwie nicht. Heute war ich schon das zweite Mal auf der Polizei wegen der Einladung Deines Bruders. Morgen muß ich noch mal hin. Sie wollen mich noch nicht so richtig fahren lassen. Sie haben Angst ich könnte bei Euch bleiben. Das ist zwar bei mir unbegründet. Doch viele junge Leute sind halt nicht wieder gekommen von Euch. So daß es endlose Gespräche gibt bis sie ja oder nein sagen. So etwas zermürmt einen unendlich, und ich glaube das wollen die auch.
Hoffentlich kommst Du am Wochenende nach Leipzig oder nach Berlin. Ich wart sehnsüchtig auf Deinen Anruf. Nun kann ich wieder mit Dir reden am Telefon, hoffe ich wenigstens. Wie geht es Dir jetzt gefühlsmäßig so? Hast Du die Frau aus der U-Bahn jetzt ganz oder ist da nichts!
Habt Ihr jetzt beim Studium auch frei. Wir haben ja jetzt drei Wochen frei. In Leipzig ist ja Messe und da werden unsere Internate gebraucht für Soldaten. Es wurde auch mal Zeit eine Pause, denn die Nerven und die Konzentration in der Schule nahmen jetzt total ab.
Ich warte auf Dich und Deinen Anruf. Ich möchte Dich bald Wiedersehen.
Bis hoffentlich bald!

Dein Katrinchen!

 

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