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Brief (Transkript)

Katrin S. aus Sebnitz an Henson S. nach West-Berlin am 02.07.1988

 

Sebnitz, den 2.7.88

Mein Allerliebster!

Nun sind wir wieder jeder allein für sich. Doch lebe ich nun schon wieder in der Hoffnung, Dich am 16.7. wiederzusehen. Möge die Zeit bis dahin sehr, sehr schnell vergehen. Heute kam auch Dein lieber Brief. Du hast mir ja davon überhaupt nicht’s erzählt und da war die Freude echt groß. Gestern abend gab es noch eine große Überraschung für mich.
Joachim und Dagmar sind nicht mit dem Bus vorher mitgefahren, weil der Bus total überfüllt war und da saßen sie dann mit mir in dem Bus. So war die Fahrt wenigstens nicht so langweilig. Vorher wollte ich meine Freundin besuchen, aber sie waren leider nicht zu Hause. Es war nur ein Zettel an der Tür daß sie in Riesa bei den Eltern sind. Ich war deshalb aber nicht traurig. Doch traurig war ich nur, weil Du weg warst.
Jetzt sitze ich gerade im Garten in der Sonne und schreib Dir. Erdbeeren habe ich auch schon geerntet und da macht Susi eine Bowle draus und da wird morgen Abend gegrillt und was schönes getrunken. Ich denke bei jeder Erbbeere dann an Dich und stelle mir vor, wie es Dir schmecken würde.
Ich hoffe Eure Fete heute Abend wird sehr schön, damit Du nicht so alleine bist werde ich an Dich denken. Hoffentlich streßt mich die kleine Nadine nicht so sehr mit Geschichten erzählen, ringen und spielen. Heute habe ich nämlich den totalen Hänger, wenn ich mir vorstelle das Du noch da sein könntest. Scheiß Grenzen und Gesellschaftsforderungen.
Ich höre gerade Radio (Bayern III) Contry-Songs was total losgeht. Da könnte ich glatt im Auto sitzen und fahren, fahren. Der schöne blaue Himmel und daneben einen sehr, sehr lieben Menschen (nur noch Dich). Henson ich hab Dich sehr lieb und weiß eigentlich nicht ob das gut ist. Ich mache mir so Gedanken wegen dem Studium und unserer Liebe. Beim Studium darf ich mich nämlich nicht verquatschen mit wem ich zusammen bin, sonst darf ich gehen und dann habe ich das erste Mal und das letzte Mal ein Studium bekommen. Susi hat mir deshalb heute schon tüchtig die Hölle heiß gemacht. Manchmal spielt sie so Mutter für mich und da Sie weiß das ich total in Dich verliebt bin will Sie mir natürlich bloß helfen, obwohl ich das ja alles selbst weiß. Hoffentlich ist unsere Liebe stark genug dies alles ohne erhebliche Schwierigkeiten durchzustehen. Ich möchte eigentlich nur noch bei Dir sein, ich kann Dir gar nicht sagen, wie glücklich ich gestern war und wie tief es mir heute geht. Als ich in den Garten vorhin gegangen bin habe ich echt überlegt, welchen Weg wir zusammen gegangen sind. Mir passiert so etwas nicht so schnell, aber gestern bin ich halb geschwebt und war total glücklich. Da war Sebnitz mal nicht öde und doof, heute ist es das.
Weißt Du was am Schönsten bei Dir ist? Ich kann so sein wie ich bin. Bei allen Anderen vor Dir, mußte ich mich verstellen oder für irgend etwas interessieren für was ich gar keinen Nerv hatte, vielleicht ist es auch deshalb immer auseinander gegangen, denn man kann auf Dauer nicht immer etwas machen wozu man nicht geboren ist.

Ich umarme Dich und schließe Dich
ganz fest in mein Herz ein
Deine Katrin(chen)

Viele liebe Grüße an Marcus und Katja.
Ich denke an Euch.

 

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