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Brief (Transkript)

Küngolt R. aus Möhringen an Wendelgard R. nach Halle/Saale am 22.04.1957

 

Möhringen, den 22.4.57.

Liebe Wendelgard!
Hab Dank für Euer liebes Päckchen, das gestern pünktlich und heil ankam. Das war eine reizende Überraschung, als ich alles auspackte, und ich habe mich sehr darüber gefreut! Das kleine Figürchen steht in meiner Vitrine und erinnert mich immer wieder an das Mäuschen. Auch den Bügel finde ich sehr praktisch. Mal sehen, wann ich ihn auf Urlaub mitnehmen kann. Vorläufig steht das noch in den Sternen, denn meine beiden Stifte sind noch arg unselbständig. Und wenn, dann geht’s nur für 8 Tage. Na, das muß ich an mich herankommen lassen.
Für Deinen lieben Brief danke ich Dir auch recht herzlich. Daß Ingo eine Brille bekäme, war ja vorauszusehen. Hoffentlich werden seine Kopfschmerzen nun besser. Von Dr. R. bekam ich zusammen mit Deinem Brief als Drucksache seine Arbeit über seine Forschungen, über die er uns auch zu Weihnachten erzählte. Ich habe mich sehr darüber gefreut, daß er daran gedacht hat. Durch seine Erzählung ist nun die ganze Schrift viel lebendiger. Wie mag es ihm gehen? Du schriebst in Deinem Brief, daß es noch nicht so recht mit ihm gehen wollte. Das tut mir sehr leid. Wenn Du mal hingehen kannst oder telefonierst, dann grüß ihn doch bitte herzlich von mir. Und einstweilen danke ich ihm so für seine interessante Schrift. Zu seinem Geburtstag will ich ihm natürlich selber schreiben.
Und wie habt Ihr nun Ostern verbracht? Wenn bei Euch auch so schönes Wetter war, dann konnte der Osterhase ja in den Garten kommen. Und das hat sicher viel Freude gegeben. Ich war dies Jahr nicht bei Frl. S., weil sie nach dem Geschäftsrummel zu müde war. Am Donnerstag haben wir schon frühzeitig geputzt und sind schon um 4 Uhr gefahren statt wie sonst um 6. Karfreitag habe ich eine Bekannte aufgesucht, deren 2½ jähriger Sohn nun ein kleines Schwesterchen bekommen hat. So etwas Winziges, und trotzdem ist alles richtig und da und die ganze Dame ist trotzdem 56 cm lang. Bei niemandem von Euch habe ich ja die Kinder so klein zu sehen bekommen u. bin nun sehr gespannt, wie sich’s entwickelt.
Der Samstag war zum Einkaufen, putzen und waschen da. Und am Sonntag morgen war ich unten in Stuttgart. Als ich wiederkam, stand eine Bekannte, Mutter 3er süßer, hellblonder Kinder von 3, 5 und 7 Jahren, schon an der Haltestelle, und wir verabredeten uns zu einem Osterspaziergang, der bei dem schönen Wetter und der Zutraulichkeit der Kinder dann auch ganz besonders nett war, und der anschließende Abend war’s natürlich auch. Und heute habe ich dann mal frei, um viele Briefe zu schreiben, denn wenn wegen meiner Schreibfaulheit auch in letzter Zeit keine Schulden dazukamen, so waren doch genug alte da. Und nun ist die Osterzeit leider gleich schon wieder vorbei. Aber auf Köngen freue ich mich immer wieder, und wir haben viel zu tun, sodaß ich oft länger bleiben muß. Ich habe zwar etliches abgenommen, aber das macht nichts, ich fühle mich wohl dabei und habe im Ganzen doch längst nicht mehr so viel Kopfschmerzen wie sonst.
Herzliche Grüße Euch allen.
Deine Küngolt.

 

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