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Brief (Transkript)

Elmar Lieb an seine Eltern am 7.8.1941 (3.2002.7255)

 

Am 7. August 41.



Meine Lieben!

Heute darf ich Euch für folgende Posteingänge herzlichen Dank sagen. Die sehr angenehme Einrichtung der 100 g – Päckchen brachte mir Nr. 769 vom 10. Juli – Nr.774a v. 16. 7. u. Nr. 776a v. 20.7. Sodann erhielt ich Euren Brief vom 12.7. – Ihr hattet eben Nachricht von mir erhalten; Weiterhin Papas Maschinenbrief vom 17. Juli zur Frage der Aktivierung.
Ich habe mich noch nicht entschieden, d.h. noch keine weiteren Schritte für eine Aktivierung unternommen. Da ich über der möglichen Generalstabsausbildg., die erst in einigen Jahren einsetzen wird, die dazwischenliegende Zeit vielleicht ödesten Truppendienstes nicht überstehe.
Gerade in Stunden der Ruhe – wie jetzt – wird man sich der Riesenarbeit bewußt, die noch für die eigene wissenschaftliche Bildung u. allgemeine Bildung zu leisten ist. Und vor allem auch Zeit. Ich halte mir die Frage selbstverständlich stets vor Augen u. schlage keine offene Türe zu. Will mich aber jetzt – mitten im Feldzuge- nicht bindend verpflichten.
Ich denke, daß Ihr meinen Entschluß versteht u. Papa ihn billigt. Die bisherigen 4 Jahre Soldatenzeit dürfen – meiner Ansicht nach – keine entscheidende Rolle weder im „für“ noch im „gegen“ spielen.
Wo werden nach dem Feldzuge die größeren Aufgaben zu bewältigen sein?
Ich werde also sowohl das Studium wie die Offz. Laufbahn im Auge behalten.
Schließlich erhielt ich noch Euern Brief vom 22.7. Der von Mama erwähnte Fliegerangriff brachte unserer Kompanie jedoch keine Verluste. Ich habe mir ja grundsätzlich angewöhnt, das Ergebnis von vielleicht durchgeführten Schießereien nicht mitzuteilen: Kriegsberichter u. Kameraden klopfen genug Sprüche.
Ihr sehr also, daß es mir gut geht. Nur, daß ich mit den Verwindungen [?] unzufrieden bin. Hans u. Gerda danke ich für ihre verschiedenen Grüße. Hans wünsche ich einen recht schönen Urlaub.
Zum Schluß gestatte ich mir noch einen hauswirtschaftlichen Rat zu haben. Versäumt doch bitte nicht auch dieses Jahr einzudünsten u. einzumachen. Selbst wenn es zu der im Frieden ganz […] Zuckerbeigabe nicht reichen sollte. Ich werde nämlich in einem fernen Urlaub (ich komme nämlich, wenn es erst einmal gibt, sehr spät an die Reihe) ein Hauptabnehmer für Eingemachtes werden.
Denn hier sind eben die Zustände wie in Rußland!

Euch allen recht herzliche Grüße u. alles Gute
Euer dankbarer Elmar

Die Schreibunterlage ist kriegsmäßig, daher die Schrift. Schickt bitte Briefumschläge

 

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