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Brief (Transkript)

Lutz Raumer an seine Eltern am 1.1.1944 (3.2002.7404)

 

Osten, den 1.1.44.


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Liebe Eltern!

Heute ist nun das neue Jahr angebrochen. Hoffentlich bringt es uns eine baldige Heimkehr. In der Sylvesternacht stand ich von 11 – 1 Uhr Wache. Da konnte ich so richtig daran denken, was ich sonst zu Hause tun würde und was ich sonst zu dieser Zeit gemacht habe. Ihr könnt Euch denken, daß um 24.00 alles wie verrückt schoß am liebsten hätten sie an der ganzen Front noch „Prost Neujahr“ gerufen. Es war ein ganz schönes Schauspiel wie die Leuchtspur so durch die Luft pfiff und die bunten Leuchtkugeln die Gegend weithin erhellten; es war nur etwas gefährlich. Sonst ist die Wache nicht aufregend, nur aufreibend, denn wir müssen alle zwei Stunden heraus. Das ist natürlich kein richtiges Schlafen. Da die Landschaft mit einer dicken Schneedecke bedeckt ist, wird es auch nicht richtig dunkel, man kann also das Gelände ganz gut überblicken. Die Witterung ist auch noch weiterhin milde.
Das Essen ist hier einigermaßen. Natürlich nur immer Eintopf, da die Gefäße der Küche fehlen um etwas anderes zu kochen. Aber auch der Eintopf ist manchmal unter aller Kanone. Als kalte Verpflegung bekamen wir nur Butter, aber hier vorn in der Stellung wagt man uns Margarine anzubieten. Als besonders wäre die Stolle zu erwähnen, die wir heute wieder erhielten. Sie schmeckte auch heute wieder ganz gut.
Das wäre vorläufig wieder einmal alles. Auf das uns das neue Jahr nur erfreuliches beschere, grüßt Euch küsst Euch herzlichst
Euer Lutz

 

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