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Brief (Transkript)

Lutz Raumer an seine Eltern am 6.4.1944 (3.2002.7404)

 

Ponewesch, d. 6.4.44


76

Liebe Eltern!

Heute traf ich hier im Lazarett unter den neuen Zugängen einen Unteroffizier von meinem Bataillon. Er erzählte mir allerhand Dinge, die nicht dazu angetan sind, den Glauben an den Endsieg zu festigen: denn ich hörte von den anderen Einheiten dasselbe. Er erzählte mir, daß
unsere Kompanie noch die stärkste war vom Bataillon, sie bestand noch aus 10 Mann (!) Gefechtsstärke. Die Gefechtsstärke des Batl. bestand aus 28 Mann. Ich glaube diese Zahlen sagen alles. Der Russe soll auch nicht mehr viel Menschenmaterial haben, dafür ist er uns aber in den schweren Waffen haushoch überlegen; hauptsächlich ist es seine Artillerie, die uns vorn schwer zusetzt. Ich bin nur froh, daß ich jetzt nicht dabei bin und hoffe, daß, wenn ich zur Kompanie zurückkommen sollte, alles vorbei ist. Das wäre einiges über die gespannte militärische Lage an der Nordfront.
Mein Fuß bessert sich jetzt so langsam. Ich merke es daran, daß ich jetzt schon den ganzen Fuß aufsetzen kann, wenn auch nicht beim Laufen, so doch wenigstens beim Sitzen und Stehen. Beim morgigen Verbandswechsel werde ich einmal sehen, wie die Wunde aussieht. Ich werde dann darüber im nächsten Brief berichten.
Sonst hat sich hier nichts wesentliches ereignet. Essen und trinken muß weiterhin schmecken, da man ja davon abhängig ist. Obwohl ich noch allerhand Gebäck und Süßigkeiten aus den Päckchen habe. Ich esse nicht übermäßig viel auf einmal, sondern teile es mir ein, damit es für einige Tage reicht.
Da mir tatsächlich nichts berichteswertes mehr einfällt, muß ich den Brief leider hier schon beenden.
Seid nun herzlich gegrüßt und geküsst von Euerm

Lutz

 

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