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Brief (Transkript)

Kurt L. an seine Mutter am 1.9.1942 (3.2002.0885)

 

O. U., den 1. September 1942.



Liebe Mutter!

Heute haben wir nun bereits 3 Jahre Krieg und will ich Dir ein paar Zeilen senden.
Vorgestern sind wir nun von unserem Einsatz zurückgekommen und haben nun kurz Zeit um Waffen und Ausrüstungsstücke wieder in Stand zu setzen, da es morgen oder übermorgen bereits zu einem neuen Einsatz geht. Habe bereits gestern über meine Erlebnisse an Lucie schreiben wollen, doch kann man es gar nicht so schildern, wie man es erlebt hat. Man muß sich darüber später im Urlaub im Oktober persönlich unterhalten, vielleicht kannst Du dann mal nach Berlin kommen, oder ich komme mal auf 2 Tage nach dort. Jedenfalls ist der letzte Einsatz für unsere Kompanie ohne jeden Verlust verlaufen, was ja immer die Hauptsache ist. Die Partisanen, die in dem Kessel zusammengetrieben waren, sind auch vorher durch Artilleriefeuer so zermürbt worden, dass sie nur noch versuchten sich nach Möglichkeit vor uns zu verstecken. Aus Erdhöhlen, wo sie sich eingegraben hatten, haben wir sie herausgeholt, wobei sie sich mit Anisflaschen den zugebundenen Mund und Nase belebten. Wir haben an die 50 Personen, Männer und Frauen auch teilweise noch Kinder zur Strecke gebracht und allerhand Waffen erbeutet. Im ganzen gesehen, war es ein ziemlicher Erfolg, zumal auch einige Kommissare dabei waren. Die Gegend wird wohl für einige Zeit wieder Ruhe haben und befriedet sein. Doch hat man leider nicht alle erwischt, was auch niemals gelingen dürfte. Man konnte ja auch nicht alle Kornpuppen umkippen und untersuchen, wo sie drunter lagen. Jedenfalls atmen die Bauern dieser Gegend, deren gefüllte Scheunen ja oft angesteckt werden, nun auch etwas auf. Wir hatten ja wenigstens schönes Wetter und hoffen ja, dass es uns auch beim nächsten Einsatz hold bleibt. Die Nächte werden doch jetzt schon immer merklich kühler und dabei die Tage doch kürzer. Es ist bei so einem Einsatz nur nicht schön, dass man seine Sachen nie beisammen hat, weil man sie eben nicht alle mitnehmen kann, und auf die sonstigen Bequemlichkeiten, die man sich bei einem festen Standort doch immerhin schaffen kann, verzichten muß. Ich habe noch nie solche schmutzige Wäsche gehabt, wie die Sachen, die ich nun zur Wäsche gab, nachdem ich sie 3 Wochen auf dem Leibe hatte und nicht wechseln konnte.
Für den Einsatz gab es ja allerhand Zusatzverpflegung, sodaß man auch in dieser Beziehung keine Not hatte. Man sieht bei solchen Gelegenheiten erst einmal richtig, was von der Truppe alles verbraucht wird und was daher die Heimat alles entbehren muß, da es für die Front zur Verfügung steht. Ich denke da an Schokolade und Spirituosen, die wir reichlich zur Verfügung hatten. Vorhin ist ein erbeutetes Kalb geschlachtet worden, da gibt es wieder einen Extragulasch. Dir und Hilde für heute viele Grüße von

Deinem Kurt

 

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