O. U., 20.06.1942

Liebe Mutter !

Ich erhielt heute Deine Karte vom 9.6. Mir geht es gut. Das Wetter ist nur leider stürmisch u. regnerisch, sodaß wir in unserer Bude heizen müssen. Wir hatten jetzt gerade einige aufregende Tage in unserem Dorf. Einige Dorfbewohner wollten die in unserer Nähe über einen kleinen Fluß führende Eisenbahnbrücke sprengen. Die Vorbereitungen dazu waren bereits getroffen und sollte es wohl in den nächsten Tagen vorsich gehen. Es wurde uns gottlob vorher verraten. Einer der Russen, ein ehemaliger Offizier war sogar jetzt als Wachmann an der Bahn aufgestellt, sodaß er jederzeit Zugang zur Strecke hatte. Bei der Durchsuchung des Hauses wurde das Sprengmaterial gefunden. Nun werden wohl die Attentäter nächstens die höchsten Bäume zieren. Heute Nachmittag war auch wieder eine Durchsuchung in dieser Angelegenheit. Jetzt beim Schreiben meiner Karte hat mir eben unser kleiner junger Hund ins Bett gepinkelt. Habe ihn vor die Tür gesetzt und jault er nun im Regen. Morgen werden wir auch noch eine kleine Katze dazu bekommen. Die Mäuse fressen uns nämlich unser Brot an. Da wir immer für 5 Tage Verpflegung erhalten, hat jeder immer 2 ½ Brote zu liegen. Ich schrieb Dir wohl schon, dass ich von Hans nun auch eine Karte erhalten habe. Heute Nachmittag habe ich mir Eierkuchen gebacken. Milch u. Eier sowie Mehl erhalten wir im Dorf gegen Tausch von Rauchwaren. Geld will keiner haben, da sie nichts kaufen können. Auch saure Milch stelle ich mir immer auf. Zucker ist jedoch sehr knapp bei uns. Momentan bei dem kühlen Wetter sind ja die Mücken weg. Es scheint hier ein schlechter Sommer zu werden. Sonst nichts Neues. Für heute. Dir u. Hilde herzliche Grüße

von Deinen Kurt

Grüße bitte auch Fam. Schwarz u. Hanna!