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Brief (Transkript)

Eberhart Becker an seine Eltern am 17.8.1942 (3.2002.0225)

 

Den 17.8.42



Ihr Lieben daheim!

Es ist schon wieder eine Woche herum, seit der letzte Brief an Euch abging, so wird es Zeit, daß ich wieder ein Lebenszeichen abgehen lasse. Zunächst kann ich Euch die erfreuliche Mitteilung machen, daß der Urlauber zurückgekehrt ist und der Mantel und der übrige Inhalt des umfangreichen Pakets richtig in meine Hände gelangt ist. Habt herzlichen Dank für alles. Besonders habe ich mich ja zu dem Lesestoff gefreut, aber auch die anderen Dinge waren mir hochwillkommen. Der Mantel hat mir gute Dienste schon geleistet, wir haben jetzt gerade trübes, regnerisches Wetter. – Auch für den Luftpostbrief und die Karte aus Stralsund von Mutter herzlichen Dank. – Eben lese ich auf dem Luftpostbrief Vaters angefügte Notiz, daß Fritz gefallen ist. Das ist ja erschütternd. Ich hatte diese Notiz bisher übersehen. Nun ist wieder einer gegangen, mit dem mich viele gemeinsam verbrachte Jugendjahre verbanden. Daß dieser harte Krieg doch soviel Opfer fordert. Wie mag unser liebes Pflegemudding diese traurige Nachricht betroffen haben. Ist sie bei Euch in Doberan? Was liegen eigentlich für Nachrichten von Walting vor? Wißt Ihr, wo er steht? Wenn uns doch bald der Endsieg geschenkt würde. – Es ist ja schön, wenn Ihr es öfter ermöglichen könnt, Siegfried in Stralsund zu besuchen. Ich kann mir seine lebhafte Freude darüber gut vorstellen. Übrigens, wenn der Wiederholung des Besuches nur finanzielle Schwierigkeiten entgegenstehen, so bitte ich, mein Sparkonto in Anspruch zu nehmen. Dieses ist ja so gleichmäßig im Wachsen, daß es ja kaum etwas ausmacht, wenn Ihr die verhältnismäßig geringe Summe, die die Reisekosten ausmachen, davon abhebt. Es wird ja nicht mehr lange dauern, dann kommt er ja auch fort von Stralsund, und solange gönne ich ihm die Freude.
Von hier ist nicht viel zu berichten. Es ereignet sich wenig. Nur steht uns schon wieder ein neuer Umzug bevor, sodaß auch hier die Arbeiten für unsere Winterunterkunft vergeblich war. Aber den Kummer sind wir nun schon bald gewöhnt.
Für heute sende ich Euch allen herzliche Grüße
Euer Eberhard.

 

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