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Brief (Transkript)

Eberhart Becker an seine Eltern am 9.6.1944 (3.2002.0225)

 

Den 9.6.44



Liebe Eltern!

Es muß wieder einmal ein Gruß an Euch abgehen, damit Ihr wißt, daß es uns gut geht. Vor mir liegen zwei Briefe von Vater, einer vom 24.5. der andere vom 30.5. Ich habe mich sehr über alle guten Nachrichten gefreut und danke dafür. Gefreut habe ich mich besonders, daß mein Päckchen, das der Obergefr. mitgenommen hatte, gut in Eure Hände kam. So habt Ihr wieder einmal etwas ausführlicher von unserem Leben und Treiben hier gehört. Uns geht es hier auch weiterhin gut, und es ist noch ruhig hier im Abschnitt, wie ja überhaupt im Osten. Seit nun die Invasion eingesetzt hat, verfolgen wir mit großer Spannung die Entwicklung der Lage. Es ist nur merkwürdig, daß der Russe nicht auch aktiver geworden ist. Bei all diesen Ereignissen kam mir oft der Gedanke, ob nun Siegfried vielleicht auch mitten in dem Klamauk steckt. Ich bin sehr gespannt, wie alles in etwa einem Monat aussehen wird. Früher oder später wird ja auch der Russe wieder losschlagen, und ganz sicher wird er das dann wieder mit ganz geballten Kräften tun. Es wird jetzt tatsächlich um die Entscheidung gehen.
Mutter ist nun also wieder nach Tübingen gefahren, wie ich aus dem letzten Brief ersehe. Ich habe von Dir, Mutter, sehr wenig Post bekommen, aber Du wirst wohl wieder viel zu tun gehabt haben wo Siegfried auf Urlaub war. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Brief. Wenn übrigens Siegfrieds Beförderung, wie erwartet, am 1.6. herauskam, dann wären wir beide am selben Tag mit diesem Erfreulichen Ereignis bekannt geworden.
Bei uns ist das Wetter sehr wechselvoll, oft ist es schon recht heiß, aber es kommen ebenso oft wieder recht kühle Tage. Das einzige, was ziemlich gleichbleibend ist, ist der starke Wind, der ständig herrscht. Wir haben jedenfalls vor kurzer Zeit noch recht gern geheizt, und den kleinen Bunkerofen habe ich noch vorsichtshalber in meinem Bunker stehen.
Doch nun will ich schließen und grüße Euch ganz herzlich

Euer Eberhard

 

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