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Brief (Transkript)

Ernst Lohmann an seine Freundin am 11.1.1942 (3.2009.0060)

 

Breaza, den 11.1.42



Liebe, schöne Dora!

Nun wäre es mal wieder Sonntag u. man hat mal wieder die Möglichkeit, seinen notwendigsten Privatangelegenheiten nachzugehen. Dazu gehört auch ein kleines Brieflein für Dich, liebe Dora.
Deinen lieben Brief v. 27.12. habe ich vorgestern empfangen, wofür ich Dir bestens danke. Ebenfalls danke ich Dir für das kleine Bildchen. Aber, daß Du ziemlich mager geworden bist seit Murnau. Auch im Vergleich mit dem anderen Bildchen, das Du mir geschenkt hast. Stimmt das? Es wär mir ja kein Rätsel, auf Grund Deiner Tätigkeit in München. Scheinbar hattest Du auch ein ganz schönes Weihnachten im Kreise Deiner Angehörigen. Wie Du schreibst ist Deine Schwester im RAD. Wo ist denn ihr Standort? Und Dein Vater, ist der etwa Soldat? Das wäre mir eine Neuigkeit. Wie ich Dir schon geschrieben habe, war bei mir Weihnachten auch ein großes Erlebnis.
Am 3.1. besuchte uns eine volksdeutsche Künstlergruppe. Drei Tage darauf hatten wir wieder große Besichtigung von etwa 30 führenden Persönlichkeiten Rumäniens. Als kleine Belohnung bekamen wir den andern Tag Dienstfrei u. Ausgang. Im Dienstbetrieb merkt man an allen Ecken u. Enden, daß es dem Ende zu geht. Unser Schulleiter ist z.B. in Urlaub. Nach seiner Rückkehr werden wir das Nähere erfahren. – Nun eine ganz große Sache. Gestern wurde uns bekannt gegeben, daß der Reichsarbeitsführer u. der Reichsführer SS Himmler vereinbart haben, daß in Zukunft sämtliche Führeranwärter des RAD bevor sie planmäßig werden ihre Dienstzeit statt bei der Wehrmacht nun bei der SS abzuleisten. Die SS nimmt ja gewöhnlich nur Freiwillige, die sich auf 4 ½ Jahre verpflichten (Mindestzeit) Bei uns ist es ja nun so, daß wir auf Grund einer Bescheinigung nach 2 Jahren b. der SS entlassen werden können u. v. RAD wieder erfasst werden. Die Auslese zur SS ist natürlich noch dieselbe, wie bisher. Es soll angestrebt werden, daß nur im RAD Führer werden kann, der für die SS tauglich ist u. dort seiner 2 jährigen Dienstzeit genügt hat. Die „Lehrabteilung Rumänien“ ist wieder als Versuchstruppe ausersehen u. nach Bewährung wird diese Maßnahme im ganzen Reich durchgeführt. Wir hatten bereits gestern Ausrüstung von SS Ärzten aus Berlin, die extra für diesen Zweck hierhergefahren sind. Ich war tauglich für alle Waffengattungen. Wir hatten etwa 12 % Ausfall. Der Beginn unserer Dienstzeit ist sofort nach Abschluß unserer hiesigen Aufgabe. Daß wir für die Sache begeistert sind, kannst Du Dir denken. Es ist doch schön, zu wissen, daß uns endlich die Gelegenheit geboten wird, mit der Waffe in der Hand dem Feinde gegenüberstehen zu können u. dazu bietet die Waffen SS bekanntlich reichlich Gelegenheit. Aus der Ferne die herzlichsten Grüße mit einem herzhaften [Kuß = Skizze]
Dein Kurt

 

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