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Brief (Transkript)

Edgar Steuerwald an seine Eltern am 13.10.1941 (3.2002.1234)

 

Rußland, den 13. Oktober 1941.



Meine lieben Eltern!

Heute möchte ich Euch wiederum ein paar Zeilen schreiben. Mit der größten Freude erhielt ich heute Euren lieben Brief vom 17.9. Habe mich hierzu sehr gefreut, denn ich habe sehr lange keine Post von Euch erhalten. Sie geht immer ziemlich lange. Die Hauptsache ist ja daß man weiß, daß zu Hause noch alles gesund und munter ist. Mir geht es, ich kann es ruhig sagen, sehr gut. Meine Wunde ist schon ausgeheilt. Schmerzen habe ich nicht mehr. Nun möchte ich Euch berichten, wie ich dazu gekommen bin:
Am 7.10. machte unsere Kompanie einen Angriff. Der erste Zug, in dem ich ja bin, lag zunächst in Reserve. Rechts neben uns lag die erste - , und links neben uns die 3. Kompanie. Die linke natürliche Grenze zwischen unserer Kompanie, also der 2. und der 3, Komp. war ein Eisenbahndamm. Auf einmal sahen wir zu unserem größten Erstaunen, daß der Russe auf einer Chaussee, die vor uns lag, ruhig dahinmarschierte. Er hatte Gespanne mit Artillerie und Pakgeschützen bei sich. Uns war nur ein 3,7 cm Pakgeschütz und ein leichter Panzer zugeteilt. Unser Pakgeschütz erhielt den Auftrag, die marschierenden Kolonnen unter Feuer zu nehmen. Es saß auch fast jeder Schuß, denn die Entfernung war ca. 400 meter. Der Russe machte daraufhin gleich einen Gegenangriff. Zahlenmäßig war er uns um ein Vielfaches überlegen. Wir bekamen von vorne starkes Maschinengewehrfeuer, da der Russe einen schweren Panzer in Stellung gebracht hat. Anscheinend lagen dort auch noch mehrere Panzer. Die 1. + 3. Komp. zogen sich daraufhin rechts und links von uns zurück. Unser Komp.Chef gab aber uns vorerst nicht den Befehl, da er hoffte noch auf eine günstige Lösung auf unsere Seite. Die Russen stießen aber rechts und links von uns unseren zurückgehenden Truppen vor, und wir bekamen von vorne, recht und links sehr starkes Feuer. Der 1. Zug wurde links herausgezogen und mußte den Bahndamm decken. Als unser Komp.Führer einsah, daß es sehr brenzlich wurde, gab er den Befehl zum zurückgehen. Die ganze Komp. zog sich also zurück. Hierbei bekam ich einen Prellschuß am linken Schienenbein. Zuerst hatte ich viel Schmerzen, aber sie ließen nach ärztl. Behandlung wesentlich nach. Jetzt ist die Wunde, die nicht allzu groß ist, schon zugeheilt. Ich kann auch schon wieder tadellos gehen. Ja meine lieben Eltern, der 7.10. war für alle große Schei... Von den Verlusten will ich gar nicht schreiben. Also, meine lieben Eltern, mir geht es gut. Seid nun für heute vielmals gegrüßt + geküßt von
Eurem Edgar

Brief. Nr: 54

 

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