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Brief (Transkript)

Eltern an Helmut Schneiss am 14.09.1943 (3.2002.7595)

 

Essen, den 14.9.43



Lieber Helmut!

Bereits heute erhielten wie Deinen lieben Brief vom 12.9. Rechtherzlich danken wir Dir für Deinen erschöpfenden Bericht betreffend Deine Reise nach Altfunnixsiel zu Deinem Lieben dortselbst. Nicht minder aber danken wir für die lieben Zeilen Irmgard’s nebst Mutter. Dass Du eine gute Bahnfahrt gehabt hast, freut uns sehr. Die teilweise Unterhaltung mit Deinen Kameraden hat gewissermassen die Eisenbahnfahrt abgekürzt.
Die gewünschten Zielscheiben liegen diesem Brief bei, solltest Du noch mehr wünschen, dann sende ich Dir selbstverständlich weitere Scheiben, Du brauchst nur zu schreiben. Ein Päckchen enth. die Salbe und nebenbei 10 Zigaretten geht mit der gleichen Post ab.
Der Brief enth. 20 Zigaretten nebst einer Raucherkarte von Muter ist leider bis zur Stunde noch nicht zurückgekommen. Vielleicht kommt der Brief doch noch zurück, es wäre zu schade, wenn dieses nicht der Fall wäre.
Vergangene Nacht hatten wir mal wieder Alarm, jedoch nur eine halbe Stunde, das lässt sich noch ertragen. Es waren, wie Du auch im Wehrm.-Bericht gehört haben wirst, nur einige Störmaschinen in der Luft.
Lieber Helmut! Was sagst Du nun zu der glänzend gelungenen Befreiung des Duce? Mutter und ich und ich glaube alle guten Italiener und Deutschen haben uns ganz unbändig über diese gelungene Heldentat unserer braven Fallschirmtruppen und des SS-Sicherheitsdienstes gefreut. Die „Herren“ Anglo-Amerikaner sind einmal wieder zu spät gekommen. Sie werden auch zu spät mit ihrem Endsieg kommen. Letzterer wird und kann immer nur Deutschland und seinen Verbündeten gehören. Als die Sondermeldung über die Ätherwellen erklang, sage ich: „Das haut mich um vor Freude.“ Die Freudentränen standen uns in den Augen.
Man sieht jetzt mit Spannung den Schritten entgegen, welche die neue national-faschistische Regierung mit Mussolini an der Spitze nunmehr unternehmen wird. Sicher ist, dass der Verrat des feigen Badoglio sich zu einer Reinigung Italiens von schwachen und abtrünnigen Elementen auswirken wird.
Der Uhrzeiger steht auf 21 Uhr, die Sirenen ertönen soeben, es ist glücklicherweise aber nur Luftschutzwarnung. Kommende Nacht wird uns wieder Alarm bescheeren.
Hier ist es jetzt unnatürlich warm. Gestern abend aber ging ein Gewitter nieder und die Nacht regnete es in Strömen. Hoffentlich lässt der Dachdecker sich recht bald sehen, damit die sogenannte Sindflut, von welcher Du dich hier überzeugen konntest, endlich einmal aufhört. Heute kam der Schreiner und fing an, unsere Türen zu reparieren. Es wird auch endlich einmal Zeit, denn seit Januar besteht dieser Zustand schon.
Hoffentlich ist Dir der Wettergott während Deines Rest-Urlaubs noch hold, damit Du mit Deinen Lieben ordentlich Ausflüge und Radtouren machen kannst, dann wird Dein dortiger Aufenthalt schon nicht langweilig sein.
Inzwischen ist wieder Entwarnung eingetreten, Mutter ist wesentlich ruhiger geworden, so ruhig, dass sie Dir hierunter noch einige lieben Zeilen schreiben wird.
Nun recht herzliche Grüsse Dir lieber Helmut, Irmgard nebst Mutter und allen dortigen Verwandten unbek. Weise.
Dein Vater
Lieber Helmut! Auch ich möchte Dir noch einige Zeilen widmen. Seit Du fort bist ist es sehr ruhig geworden. Hoffentlich erlebst Du dort noch recht schöne Tage, im Kreise Deiner Lieben – Recht herzl. Grüße an Dich und Irmgard und Mutter und Verwandte
Deine Mutter
Herzl. Dank für die beigefügten Marken.

 

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