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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau und seine Schwester am 16.01.1942 (3.2002.7163)

 

Nürnberg, 16.1.1942



Liebe Cilly!
Deinen Brief heute erhalten, Du schreibst mir, daß Du schon seit Montag auf einen Brief wartest, alle Tage kann ich ja nicht schreiben, es wird Dir ja genau so gehen. Was würdest Du sagen wenn ich Osten wäre und alle vier Wochen ein Brief käme, Du weißt ja, daß ich nur in Nürnberg bin, da brauchst keine Sorgen zu haben. Bei uns ist es zur Zeit sehr kalt, aber es könnte noch kälter sein, so muß man eben zufrieden sein, weil es im Winter nicht warm ist, sonst könnten wir ja unser Holz nicht runter fahren.
Jetzt würde ich halt gerne ins Holz fahren, denn jetzt müßte das Holzfahren schön gehen, wenn ich nicht schon zu matt wäre und würde den Schlitten nicht mehr hinaufziehen könne, aber so viel habe ich noch nicht eingebüßt. Bis der Krieg aus ist, dann wird es wohl der Fall sein. Bei dieser Kälte mußt Dir schon den Laden heizen, sonst friert Dich ja wie einen Pudelhund, denn Dich friert ja so gleich immer, weil Du zu wenig fett essen tust. Mir brauchst keine warmen Sachen zu senden, wenn Du Ohrenschützer hast, dann kannst mir welche mitsenden, wenn es nicht wärmer wird, aber da brauchst nicht gleich wieder mit der Wolle im Dauerlauf zu der Mutter hinauf sausen, die Ohren hat es mir bisher nicht abgefroren, so wird es auch noch länger gehen. Du schreibst mir, ob mich nicht recht friert, da kann ich nur schreiben, das weißt Du ja selber, wie es ist, wenn man einige Stunden im freien ist und bei Nacht auch, das kannst Dir dann selber vorstellen, wie schön es da ist. Weißt solche Angst brauchst wegen den Benzin nicht haben, wenn es explodiert, dann ist halt das Postauto in die Luft geflogen und es läßt sich nicht mehr feststellen, welches Pakte es war, also Cilly nur gut einpacken, daß es nicht zerbricht, sonst sind die Eßwaren kaputt, sonst Cilly ist gar nichts gefährdet mit diesen gefährlichen Benzin. Den Butter kann ich jetzt bei dieser Kälte am besten brauchen, da ist das beste Mittel gegen Kälte. Sonst bin ich immer ganz gesund, nur daß es beim Barras nicht schöner wird.
Sei für heute vielmals
gegrüßt von Deinen
Otto

Liebes Fannerl!
Nun wird Jokl Toni schon in Amberg sein, ich glaube nicht, daß er mehr raus kommt, sie müssen halt gleich ein Gesuch machen, vielleicht gelingt es ihnen doch noch. Ich weiß, daß im kommenden Frühjahr ungeheure Reserven benötigt werden und da gibt es wenig Rücksicht. Die schönsten Zeiten sind bei der Ausbildung, die Leiden und Strapazen kommen erst nach der Ausbildung. Aber der Mari sagst nicht, die wird es noch früh genug erfahren, wenn Toni nicht nach der Ausbildung kommt. Weißt Fanny, ich bin der Meinung, daß der Krieg noch lange dauert und noch alles zum Einsatz kommt, was gesund und rüstig ist, ohne Altersunterschied. Denn der Endsieg wird so hart erkämpft werden müssen, da muß eben alles eingesetzt, denn die Entscheidung heißt da leben oder sterben, denn je länger der Krieg dauert, um so erbitterter wird der Kampf werden. Ich könnte nicht recht auch haben, aber meine Meinung ist so.
Die letzte Wurst die Du mir besorgt hast, war sehr gut, keine so gute bekam ich schon lange Zeit nicht mehr, auch in Nürnberg nicht. Mehr Butter als wie ein Päckchen brauchst mir nicht senden. Das Benzin kannst mir dann mit Genehmigung der Cilly senden. Sage an Hörmann Anton noch viele Grüße uns wünsche ihm eine baldige Heimkehr wieder.
Nun will ich wieder schließen
und sei vielmals gegrüßt
Otto

 

 



Ansicht des Briefes

 

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