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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 07.11.1941 (3.2002.7163)

 

7.11.1941



Meine lb. Cilly!
Deinen Brief vom 5. erhalten, wenn ich auch heute nicht viel weiß, aber ich bin gewöhnt, meiner Cilly jeden zweiten Tag einen Brief zu schreiben. Weil Du ja so gerne Post von mir erhältst, lieber schreibe ich Dir dann zweimal weil Du nicht so viel Zeit hast. Wenn ich einen Brief schreibe an Dir, weißt dann bin ich auch daheim, bei Dir im Gedanken.
Wie Du mir schreibst haben die Leute von der Sorte Zimmerhansl die Kartoffel noch nicht daheim, dann müssen sie eben lauter Schweinefleischfressen, das geht ja auch für Hunger.
Bei uns hat es nun den Schnee wieder weggefegt, aber es ist ein recht naßkaltes Wetter. Ist bei Euch auch der Schnee wieder weg oder könnt Ihr schon Schlitten fahren, müßt halt heuer Du und Fanny das Holz (?)setzen, es wird Euch sonst nichts übrig bleiben, mußt halt von mir eine Hose anziehen, vielleicht hast dann den gleichen Mut wie ich. Ich glaube Du wirst mit meinen Vorschlag nicht einverstanden sein, Du wirst Dir denken, für was habe ich denn einen Mann, ja, Cilly, der gehört ja nicht mehr Dein, den hat Dir die Wehrmacht geraubt. Du hast doch immer so geschwärmt fürs Militär, nun kommt der Nutzen und die Opfer die Du bringen mußt, für Hitler und Vaterland.
Du vergißt aber wirklich gar nichts, das hatte ich schon längst vergessen, wo ich vor 6 Jahren an Allerseelen war, ist ja doch schön gewesen, daß ich dann überhaupt noch gekommen bin, wenn es auch schon in der Früh um 2 Uhr warn, nun die Zeiten sind vorüber und kommen niemals mehr.
Wenn ich nochmals jung wäre, dann würde ich einen ganz anderen Lebenswandel führen. Von Berlin bekam ich gestern einen Brief, aber allzu viel neue Kunden kann ich mir im Schreiben nicht zulegen, sonst müßte ich Deine Briefe kürzen, das willst ja Du auch nicht haben.
Wie Du mir schreibst, wirst auch ein bißchen krank, Da wirst halt wieder barfuß im Haus draußen gewesen sein und ein wenig Zugluft dazu, da kommen die Krankheiten her. Liebe Cilly, es liegt ganz in Deinen Interesse, ob ich eine zweite Frau bekommen soll oder nicht? Denn kein Weibermangel ist nicht, das mußt Dir immer denken.
Die Rauchwaren sind nun auch wieder teuerer geworden, aber mehr sind sie deswegen auch nicht geworden, es wird halt alles noch teuerer werden. Wir werden noch harte Zeiten entgegengehen, ich werde recht haben Cilly, da wirst sehen, die Lebensmittel werden noch bitter knapp werden. Die Leute würden noch froh sein, wenn sie offenen Matz bekämen, denn der Krieg dauert ja noch lange, ich glaube nicht, daß ihn die Waffen entscheiden werden, nur die Lebensmittel werden wichtig sein. Zu jemand anderen sage ich es ja nicht, die es nicht glauben werden es noch erfahren müssen.
Nun lb. Cilly habe ich Dir wieder auch ziemlich viel Unsinn auch geschrieben, schreibe mir, ob ich öfters einen rechten Quatsch schreibe. Alles ist kein Unsinn, Cilly.
Es grüßt Dich recht herzlich
Dein Otto
Gruß an Fanny

 

 



Ansicht des Briefes

 

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