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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 02.12.1941 (3.2002.7163)

 

2.12.1941



Meine lb. Cilly!
Heute wie immer pünktlich Dein Paket erhalten, auch den Brief, die Verbindung ist ja gut, weil es nur einen Tag braucht. Bei uns ist es zur Zeit sehr kalt, aber immerhin besser als wie Regenwetter, weil man wenigstens nicht naß wird.
Wir müssen alle Tage früh um 8 Uhr naus und kommen erst nachm. um 2 Uhr zurück, aber zum Erfrieren ist es noch lange nicht. Liebe Cilly, laß nur sein, ich schreibe Dir dann schon, wann Du kommen sollst, ganz bestimmt weiß ich noch nicht, ob ich über die Feiertage frei habe, wenn nicht dann einen Sonntag früher. Wie ich Sonntag bei der Zenzl war, hat sie zu mir gesagt, Du bist so einer, nicht einmal gefragt hat er, die Käthl sagte, ich habe Deiner Cilly geschrieben, sie soll kommen ob es mir recht ist oder nicht. Dann Cilly wirst es schon erwarten können, Du wirst am Bahnhof abgeholt.
Heute ist es ein Jahr, daß ich beim Barras bin, hätte nicht geglaubt damals, daß ich so lange dabei bleiben muß. Ich glaube ein Viertel meiner Zeit wird schon vorüber sein, bis ich wieder heim komme, keinen anderen Trost habe ich nicht. Wie ich heute vor einem Jahr in Prachatitz ankam, wie dumm und unbeholfen ich drein geschaut habe, sehe ich, wenn jedes Mal neue Rekruten ankommen sehe. Du brauchst gar keine Sorgen zu haben, daß mir hier was passieren kann, die Russen können ja niemand was tun, wie sie zu matt sind, vor lauter Hunger, werde Dir alles mündlich sagen, wenn Du zu mir kommst. Das Schweinefleisch habe ich heute gleich auf einen Sitz gegessen, wie ich mittags retour kam, weil ich gerade ziemlich Hunger hatte und das ist was Seltsames.
Mich hat es ganz überrascht als ich es las, daß der Kastl Alex auch gefallen ist, er fand den Tod in den Wellen, der erbarmt mich auch recht. War ich doch bei meinem letzten Urlaub noch beim Späth droben bei ihm wer hätte es geglaubt, daß er nun zum letzten Mal in seiner Heimat war. Soviel ich hörte, ging alles unter, bei dem Transport nach Afrika nur 14 Mann konnten sich retten. So kommt einer nach dem anderen an die Reihe bis der Krieg zu Ende ist.
Nun liebe Cilly, da bin ich in Langwasser immer das Leben sicher, weil es nicht so viel Wasser gibt wie im Meer. Bis zum Frühjahr bin ich schon noch hier, weil kein Ersatz nicht vorhanden ist, bis Weihnachten kommt keine Änderung, da geht es nicht wie in Mies, daß ich Dir in letzter Minute abschreibe.
Das nächste Mal, Cilly, sendest mir die wollene Halsbinde mit, die eine von mir, weil mir die andere zu kalt ist.
Jetzt muß ich schließen, weil ich Fanny auch noch einen Brief schreibe, damit Ihr nicht lange auf Antwort warten braucht.
Sei recht vielmals gegrüßt
Dein
Otto
Lege dir zwei Karten bei.

Liebes Fannerl!
Deinen lieben Brief vom 1. erhalten und gebe Dir nun gleich wieder Antwort, damit Du siehst, daß ich noch gesund in meinem Langwasser bin. Wie geht es Dir nun bei dieser ersten Kältewelle, bis zum Hörmann hinauf da geht es schon, wenn Dich auch ein bißchen friert in Deinen kalten Finger, aber auch diese Kältewelle wirst überstehen, denn abends hast ja doch die Wärmflasche im Bett.
Wenn ich auch alle Tage im Freien bin, habe nur keine Sorgen, kein Unkraut verdirbt auch im Winter nicht, so ist es bei mir auch. Der Jakl Toni hat immer wieder Glück, daß er immer wieder zurückgestellt wird, aber im kommenden Frühjahr werden halt große Reserven benötigt werden, Toni soll nur Gesuche machen so lange er nicht drinnen ist, weil es hernach zu spät ist.
Bei mir wird ein U. K. Antrag wenig Erfolg haben, da müßte mich der Landrat vom Arbeitsamt mit Genehmigung beim Wehrmeldeamt einen U. K.- Antrag stellen, von da an das Wehrkreiskommando Straubing, und dann zum Generalkommando nach Nürnberg XIIIAK
Ein Gesuch vom Bürgermeister usw. ist vollkommen zwecklos, das Arbeitsamt würde sagen ihr habt bisher ohne den Madl die Arbeit getan nun geht es auch weiter. Das Fanny sind meine wahren Ansichten, weißt oft meine ich halt, wenn einer entlassen wird, daß es so leicht geht, bis ich wieder vernünftig denke. Es müßte sein daß Neumeier arbeitsunfähig wird. Wie Du siehst, sind diese Aussichten nicht günstig für mich.
Du Fanny kennst doch was Kannibalismus heißt, das kommt unter den Russen vor, dann brauch ich Dir gar nicht mehr schreiben, wie es hier zugeht in diesem Langwasser. Es kommen hier unglaubliche Sachen vor.
Liebe Fanny, wo wird denn Lehner Jakl sein, weil ich gar nichts höre von ihm, der könnte sich schon besser drücken. Wenn ich wie der Jakl wäre, und würde G. v. H. sein, dann wäre ich nach Nürnberg in die Druckerei vom Generalkommando gekommen aber leider bin ich k.v. die werden für solche Zwecke nicht verwendet. Wie Du siehst Fanny würde ich es immer wieder verspüren (?) meine Lage verbessern, weißt das würde ein Platz für mich gewesen sein, bis der Krieg zu Ende gehen würde. Aber es heißt nur den Mut nicht sinken lassen, es könnt sich doch noch was anderes ereignen.
Ich glaube schon, daß Ihr mir Pakete senden dürft nach Langwasser.
Nun muß ich schließen
viele Grüße sendet
Otto
Ich hatte selbst an die Druckerei geschrieben.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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