Brief (Transkript)
Max Lehmann an seine Ehefrau am 22.11.1914 (3.2002.9042)
Östlicher Kriegsschauplatz. Niebudszen 22. Nov. 14.
Liebe Mama!
Heute, Totensonntag, ein prachtvoller Tag. Sonnenschein, warme Sonne 5°+, im Schatten 3° Kälte der Schneefall der letzten Tage hat das Winterbild vervollständigt. Eine himmlische Ruhe in Allem, auch scheinbar in der Kriegsführung, wenn nicht ab u zu ein Kanonenschuß hörbar wäre. Nachm. war i. d. Kirche Feldgottesdienst. Ein prächtiges Abendrot gibt dem Tage einen würdigen Abschluß. Doch diese Ruhe ist einem fremd u unheimlich, ich wünsche jedoch, daß sie etwas anhalten möge, damit sich alle etwas erholen können, hauptsächlich die Kam. im Schützengraben. Erhielt am gestr. Tg. 10 kl. u 2,5 ko[?] Packete v. Max u Hedwig
Unter d. kl. Waren die vortreffl. Handschuhe; viel zu fein, gestrickte hätten genügt, zum Schießen sogar vorteilhafter, besten Dank. Die großen Pack die meistens Proviant enth., wären vor 4 Wochen passender gew, aber „m. d. Geschickes Mächten“. Muß an d. Kam. verteilen. Nochmals schicke nichts, was ich nicht verlange. An Frau Schwarz geschrieben 2-4 Stück wie dieses zum Zeichnen.
Herzl Gruß u Kuß allen
Euer Papa
Ansicht des Briefes
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