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Brief (Transkript)

Charlotte M. aus Göttingen an Willy M. nach Gotha am 04.11.1979

 

Göttingen, 4.11.79

Lieber Bruder Willi, liebe Ilse!

Hab’ vielen Dank für Deinen Brief vom 10.10.79den ich am 15.10.79 erhielt. Von Dieter bekam ich Ende Oktober einen langen Brief – er begann mit dem Schreiben am 13.10., sandte ihn aber erst am 21.10.ab. Von Frieda kam bis heute nur eine Briefkarte mit einigen Hinweisen wegen der Grabgestaltung in Eisenach von L.
Mit Interesse las ich Deinen Bericht des sogenannten letzten Aktes in unserer Familiengeschichte, nun hat also die liebe Seele Ruhe.
Weit verbreitet ist, wenn die Eltern tot sind, die Geschwister sich kaum mehr sehen. Von meiner Seite aus werden die Besuche natürlich seltener in in Gotha sein, einfach weil wir uns auch mal die kulturellen Dinge ansehen wollen dort, aber wenn es irgend möglich ist, stehen wir schon mal „auf der Matte“. Ich denke doch, daß Dieter auch über seinen Schatten springt, und seine Besuche bei Euch macht, wie gewohnt. Wie Frieda sich ihr Leben einrichtet, entzieht sich meiner Kenntnis, sie erwähnte auf der Briefkarte, daß sie ab 1.11.79 nicht mehr arbeitet. Von Heinz hören wir gewiß nie wieder etwas. Was soll’s. Das Leben geht weiter.
Du findest anbei eine Liste meiner Wünsche, betreffs des von Dir für mich verwalteten Geldes. Lies es bitte genau durch, sollte Dir etwas nicht klar sein, so schreibe mir bitte umgehend. Es kann sein, daß wir uns doch einmal entschließen, ein paar Tage in Rostock zu verbringen im nächsten Jahr, dann brauchte ich noch einmal etwas Geld dort. Vom 7.-9.12. fahren wir mit dem Reisebüro nach Dresden und ins Erzgebirge, wenn nicht dazwischenkommt. Wann wir genau ankommen, ist nicht bekannt, so wäre es vielleicht gut, wenn Du den Umschlag mit M 100.-- per Post und Deinem genauen Absender gleich ins Interhotel Dresden schicken würdest. Ich denke, daß das erlaubt ist. Evtl Rest schicke ich Dir zurück. Die Briefmarken hätte ich gern schon bis 25.11.79 etwa, wir wollen von Dresden aus Ansichtskarten verschicken. Falls die gewünschten Dinge nicht zu haben sind, ist es nicht schlimm. Es ist nur ein Vorschlag, das Geld auf der Sparkasse frißt ja kein Brot.
Bis heute ist es mir immer noch nicht gelungen, den Staubbeutel zu bekommen immer werde ich vertröstet, eben weil es ein altes Modell ist.
Ich freue mich, daß Dieter so einige Dokumente von den Eltern gut verwahrt. Meine Rückfahrt am 6.10.79 verlief ohne Schwierigkeiten, aber es war eben doch schon dunkel, als ich zuhause war.
Mein Einladung an Dich mich hier zu besuchen, besteht nach wie vor und wir würden uns sehr freuen, Dir ein paar schöne Tage zu machen.
Wie geht es Dir inzwischen gesundheitlich? Bitte schreibe mir darüber, denn ich mache mir doch meine Gedanken.
Von Tante Johanna soll ich Dich auch grüssen, sie fragte nach Deinem Gesundheitszustand. Onkel Willi fühlt sich im Augenblick recht wohl, es ist erstaunlich.
Eine genaue Endabrechnung habe ich bis heute übrigens nicht bisher von Frieda bekommen. Sobald ich Zeit habe, hole ich die Briefe und meineDurchschäge vor und werde Dir dann berichten. Wie ich mich erinnere, wird Frieda die Konsumanteile für die Grabpflege verwenden. Aber ich denke daß ich noch eine Abrechnung bekomme und eigentlich solltet Ihr alle eine solche bekommen. Hast Du denn noch Auslagen gehabt?
Hier geht alles so seinen Gang, ich habe sehr viel Arbeit, manchmal weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Vorigen Samstag haben wir eine sehr schöne Fahrt in den Harz gemacht, doch an diesem Wochenende habe ich mir meine Wohnung vorgenommen. Zwischen Weihnachten und Neujahr brauche ich nicht zu arbeiten, da werde ich dann weiter aufräumen.
Das wäre es zunächst mal für heute, ich schreibe demnächst wieder.

 

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