Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Rudolf Kurth an seine Ehefrau am 02.08.1941 (3.2002.0867)

 

Russland, den 2. August 1941 12 Uhr



Mein liebes Trudchen!

Ich sitze eben auf einer Friedhofsmauer am Rande eines Dorfe und Sichere zum Feind hinüber. Doch eigentlich wird von dieser Seite kein Russe mehr erwartet, aber Sicherung muß sein. Das Dorf mit den davor liegenden Höhen haben wir heute morgen gestürmt. Das Unternehmen ging bei strömenden Regen vor sich, jetzt brennt die Sonne hernieder. Der Russe hatte keine Zeit seine Ausrüstung mitzunehmen. Das liegt alles wirr durcheinander, leider kann man nichts tragen sonst wäre da so manches brauchbare. Als wir die Häuser durchsuchten nach Feind, war die Bevölkerung von Panischen Schrecken befallen, anscheinend glaubten sie ihre letzte Stunde sei gekommen. Alles, selbst die kleinen Kinder nahmen die Hände hoch, wir mußten mehrmals Abwinken, sie konnten es nicht fassen das wir ihnen nichts tun wollen. Aus Kellern usw. haben wir rote Soldaten herausgeholt, einer gab an aus Odessa zu stammen. Na wir können die Gefangenen gut gebrauchen zum schleppen der Muni-Kisten. Eben flitzen wieder rote Flieger am Himmel herum. 2 Bomber wurden erledigt im Gefecht welche uns angreifen wollten. Hoffentlich ist für heute der Krieg aus, denn ich bin reichlich müde. Diese Nacht habe ich in einem Sonnenblumenfeld geschlafen im Erdloch. Leider war Petrus gemein und hat es regnen lassen. Kornfeld wäre besser gewesen da jetzt das Stroh geschnitten auf dem Feld liegt und man sich damit gut in dem Loch einrichten kann. Zu Essen haben wir uns für heute ganz gut organisiert, Brot, Butter, Weißkäse und Eier u. Birnen. Post habe ich noch keine erhalten, ist auch gar nicht möglich da wir zu schnell vorgehen. Vor Tagen habe ich an [...] geschrieben, aber die Post ist noch nicht abgegangen.
Sonntag, den 3. August 41
Mein Trudchen, jetzt liege ich in einer Scheune eines Kolchosebetriebes. Wir warten auf unsere Fahrzeuge um damit wieder den Russen verfolgen zu können. Seit heute morgen warten wir schon, es ist jetzt Nachmittag, aber anscheinend kommen die Fahrzeuge in der Pampe auch nicht vorwärts. Es hat über Nacht und Tag geregnet, die Uniform klebt am Körper. Meine Post an Vater muß ich mit in Deinen Brief legen, da mir der Umschlag aufgeweicht ist. Es fragt sich nur, wann kann ich Dir diese Zeilen senden, denn die Feldpost kommt nicht ran. Wir lesen 14 Tage alte Zeitungen zum x male, sie berichten uns was wir selbst erlebt, aber schon beinahe vergessen haben. Ich betrachte mich eben so und stelle fest, das ich wie eine Sau aussehe.
Aber eben wird Post abgeholt, ich muß mich beeilen das diese Zeilen mitgehen.
Ich wünsche Dir und den Kindern alles Gute. Ich bin noch gesund und hoffe es auch von Euch.
Herzliche Grüße und innige Küsse sendet Dir Dein
Rudolf
b.w.
Ich habe etwa 90-Mk. Davon will ich Dir 80- senden, sobald ich dazu Gelegenheit habe. Es können bis zum Absenden aber noch Tage vergehen, warte nicht. Ich sende an Müllers Adresse.
Herzliche Grüße an alle
Rudolf

 

top