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Brief (Transkript)

Alfred Luchs an seine Ehefrau am 5.3.1943 (3.2002.7567)

 

Freitag, 5. III. 43



Liebes Gretel, Gogo und Dieter.

Es ist jetzt abends _ 8 Uhr. Ihr werdet wohl schon in Euren Sesseln sitzen und nachher Nachrichten hören. Wir sitzen ohne jede Nachricht in der Einsamkeit. Heute gab es eine dicke Soldatenzeitung. Andere Klamotten haben wir auch bekommen, so für das Gelände, wißt Ihr.
Am Morgen hatten wir keinen Dienst, am Nachmittag Unterricht und anschließend baden. Anfangs hieß es, wir können noch heute Abend ins Kino, aber für unseren Zug war kein Platz mehr. Nun will ich deshalb beginnen, an Euch zu schreiben. Meine Kameraden waren eben in der Kantine und schwelgen in Genüssen. Ich will mir das auch noch mal ansehen. Schlagsahne wird hier schon bös geschleckt. Butter gibt es hier auch zu kaufen. Pfund kostet 7 Kronen, umgerechnet die Hälfte in Reichsmark. Also 3,50 Rm.
Ich will es mir mal anschauen, bevor ich das schreibe. Hoffentlich tut Euch das gut. Ich werde aber nicht soviel schleckern wie ich möchte, sondern Euch was Reelles senden. Hoffentlich bekomme ich was Gescheites. Sendet mir also, solange wir hier sind, keinen Kuchen u. drgl. Denn Torten gibt es hier, ei, ei, Mutti da würdest Du staunen.
Heute zum Abend gab es prima Vollmilchsuppe, dazu Brot und Butter. Ihr würdet staunen, wenn Ihr den Betrieb hier sehen könntet. Nur unsere „Schränkchen“ sind 35 cm hoch und 40 cm breit. Aber es geht alles hinein. Nur keine Luft.

Sonnabend 15 Uhr
Soeben sehr gut zu Mittag gegessen. Vor 10 Stunden, also um 5 Uhr, war Wecken und dann ging’s ins Gelände zur Marschübung. So 20 klm haben wir abgerissen. Dabei waren wir noch Zuschauer einer Gefechtsübung mit scharfen Waffen.

Sonnabend 21 Uhr
Donnerwetter, heute Abend habe ich aber gefuttert, _ Pfund Mettwurst mit Dünnbrot und dicker Butter habe ich verdrückt. Dazwischen noch 1 Portion Schlagsahne. Dann war ich mit einem Kameraden im Soldatenheim. Da gab es ein Theaterstück. Da es uns nicht zusagte, gingen wie in die Kantine. Da haben wir zwei schöne Stücke Kuchen gegessen und einen Sherry getrunken. Damit ich nicht im Bett zu sägen brauche. Denn ich habe ja niemand zum Klopfen. Schön wär’s, was? O, wenn Ihr die Kantine sehen würdet.
Ei, ei. Wie im Schlaraffenland! Butter, Käse, meterlange Würste, Speck, Schinken, Lachs, Fleisch in Dosen, Seife, Parfüm, Wäsche, alles was sich ein Herz wünscht. Dazu ist noch alles fein dekoriert. Da bekommt man ein Schlucken in der Kehle. Aber die Kronenkrankheit. Ich habe meine Zigaretten für 4 Kronen verkauft, ergibt 8 Portionen Schlagsahne. Ei, ei, Mutti. Ich bin doch zu spät Soldat geworden, aber habe wieder großes Soldatenglück gehabt.
Viele Grüße an Euch alle.
Euer Priemel und Vater.

 

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