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Brief (Transkript)

Alfred Luchs an seine Ehefrau am 8.6.1943 (3.2002.7567)

 

O.U. 8. 6. 43

Liebes Mädel.

Gestern erhielt ich zwei Briefe, einen direkt und einen von der alten Einheit nachgesandt. Das hat natürlich große Freude gemacht, auch die Einlagen von Briefen waren nett von Dir. Ist man nun doch über Vieles orientiert. Daß Du Dich zu dem Zucker gefreut hast, kann ich mir vorstellen. Ist es doch eine beachtenswerte Zulage. Warsows Brief habe ich mit Freude gelesen, erinnert er sich doch auch noch gern der Zeit, wo wir zusammen lebten und arbeiteten.
Na, Ihr Kriegerfrauen, trefft Euch wohl oft im kleinen Kreise (Siewers), um bei einer Tasse Kaffee zu plaudern, von den Briefen der Männer und was so in Stadt und Land passiert.
Ja, Ihr müßt das wohl noch eine ganze Weile machen, denn z. Z. ist die wehr- und machtpolitische Lage unklar. Ich persönlich habe, wie andere Kameraden, die Meinung, daß von uns aus im Osten wohl keine Offensive vorgetragen wird. Denn meines Erachtens kann es dort nur zu einer waffenmäßigen Beendigung des Krieges kommen. Vielleicht kommt bald etwas im Westen oder Südosten.
Daß Stafes Kompanie nicht gut abgeschnitten ist, läßt sich denken, denn das war bei uns auch nicht anders. Denn die meisten haben keine Lust dazu. Wenn ich unsere Einheit sah, wie sie sich gefechtsmäßig im Gelände benahmen, kam ich zu der Überzeugung, daß bei einer Begegnung mit dem Russen fast alle abgeknipst worden wären. Das muß noch ganz anders werden, sonst ist die Rausziehung dieser Kräfte aus der Wirtschaft unnötig gewesen. Denn die meisten, auch junge Soldaten, wollen nicht einsehen, daß es ihr persönlicher Vorteil und auch Lebensverlängerung ist, wenn sie sich so bewegen, wie es sein soll. –
Nun sollst Du also zu Färber Junge? Na, denn man zu. Ich finde es besser, als wenn Du nach außerhalb müßtest. Du mußt Dich nicht daran stoßen, daß es immer noch Menschen gibt, die sich für solche Arbeiten drücken und manchmal sogar in der Partei oder Frauenschaft sind, jedenfalls dem Papier, nicht dem Herzen nach.
Daß unser Dieter schon Mann und Frau an Hosen unterscheidet ist erstaunlich, nicht wegen dem Sohn, sondern wegen der Geistesarbeit eines Kindes.
Gelacht habe ich ja über seinen Befreiungsversuch aus dem Holzstall. Es zeugt davon, daß er versteht, seinen Willen durchzusetzen und selbst dann die Gefahr nicht scheut.
Richtig so! Wenn auch für eine Mutti, noch mehr für eine Omi, nicht angenehm, so ist es doch besser, als wenn er tatenlos weinend in der Ecke sitzen würde.
Meinst Du, daß er diese Streiche weiter an seinen Bruder (Grundsteinlegung Flensburg) weiter leiten kann.
Ich freue mich dann sehr, noch mehr darüber, daß Du Dich, wie Du schreibst, recht dazu freust. –
Von Willi Krafft erhielt ich auch Post. Er ist in der Nähe Byalistoks eingesetzt.
Die Nachrichten aus Bützow habe ich mit großem Interesse gelesen. Es sind doch alles alte Bekannte.
Von Bürgermeister Klaus erhielt ich auch einen Kartengruß. Es freut mich, daß Du mit Dieter u. Gogo spazieren gehst. Das weitet den Sinn und lenkt ab von dem Krach im Haus. Scheinbar artet das dort noch zu einem großen Fall aus, wenn die Erziehung so betrieben wird, wie dort, also praktisch Null ist. –
Heute Abend erhielt ich schon Deinen Brief, der am Sonnabend abgestempelt war, also dauert es nur 3 Tage, bis Deine Zeilen mich erreichen.
Ich danke für Dein Gedenken. Nun habt Ihr ja ein Bild von mir, das mir ein Kamerad fertigte, der Berufsphotograph ist. Nun wünsche ich Euch Dreien ein recht frohes Pfingstfest im Grünen. Ich werde mich an Kuchen und Sahne schadlos halten. Denn etwas muß man ja tun.
Nun will ich mich noch etwas für den morgigen Tag vorbereiten, denn heut habe ich so schlecht geschossen wie noch nie. Und das ist weniger schön. Es regnete allerdings stark, wie die ganzen Tage, aber ich denke, daß es nur eine Pechsträne war.
Nun viele Grüße an Euch
Und ein Bussel für meine Buala u. den Bub
Dein Priemel

 

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