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Brief (Transkript)

Alfred Luchs an seine Ehefrau am 25.7.1944 (3.2002.7567)

 

Wiener-Neustadt, 25.7.44



Mein Lieb.
Deinen Brief vom 20. und den vom 21. habe ich erhalten. Ich sage Dir besten Dank dafür. Besonders für das Bild vom Lorbas. Es sieht allerdings etwas gestellt aus. Wo ist die Aufnahme gemacht worden? Den Hocker kenne ich nicht. Aber es freut ja immer einen Soldaten, wenn er seine Lieben mal im Bild sieht. Wie steht es mit der Aufnahme von Glückstadt? Kann ich noch damit rechnen?
Daß Euer Garten proper in Ordnung ist, glaube ich wohl, dafür sorgt Gogo ja auch noch. Das Geld habe ich heute erhalten, kam gerade recht. Denn gestern hatte ich mir schon Geld von einem Kameraden geben lassen. Da waren wir in Wien, haben unsere Uniformen beim Schneider anprobiert. Es ist schon so, Kleider machen Leute. Man sieht doch anders aus, wie damals als kleiner Rekrut. Aber dennoch ist die Zeit schnell vergangen und die Beförderungen eigentlich auch. Wenn ich daran denke, daß sehr viele meiner Kameraden schon mehrere Jahre, einige schon vier in meinem Rang sind, so geht es noch ganz gut.
Die meisten sind ja auch schon seit Kriegsanfang dabei, mehrere schon 10 – 18 Jahre. Na, so lange bleibe ich nicht dabei.
Heute schrieben wir wieder mal eine Prüfungsarbeit.
1. Warum ist der Bolschewismus unser Todfeind?
2. Rassenlehre, eine Erfindung des Nationalsozialismus?
3. Was verstehen wir unter Sozialismus, und wo hat dieser durch den Nationalsozialismus verkündete Sozialismus seine Verwirklichung gefunden?
Zeit eine Stunde für alle drei Beantwortungen.
Kürzlich bekamen wir eine Arbeit zurück, da habe ich als Bewertung eine 7. Da mußt Du bedenken, dass 9 die beste Ziffer ist. Also ganz guter Durchschnitt. Hoffentlich war das die letzte Arbeit, denn unsere Arbeitslust haben wir kürzlich im Gelände verloren und trotz eifrigen Suchens nicht wiedergefunden. Genau wie meinen Stahlhelm, der auch bei der Nachtübung vertauscht worden ist, nun habe ich einen kleinen, der gerade meine Haare verdeckt, das gibt immer ein Gelächter, wenn ich damit aufkreuze. Zum Glück haben wir nicht so oft den Stahlhelm auf, wie die anderen Inspektionen, wie wir überhaupt sehr, sehr viel Glück haben mit unseren Chefs.
Wir sagen immer, das Glück ist ein Rindvieh, es sucht seinesgleichen.
Ich bitte Dich nach Möglichkeit dafür zu sorgen, daß ich das Kommandobuch bekomme. Es liegt mir sehr viel daran. Es kann, wie gesagt, dort bleiben, aber bitte zu den Sachen legen, die ich mitnehmen will. Es freut mich, daß Mstr. Lembke mir noch ein Koppel machen will.
Friedrichs Brief habe ich gelesen, auch ich will ihm in den nächsten Tagen schreiben.
So, was sagt Ihr nun zu dem Attentat auf den Führer? Ist ja gemein, aber das Schicksal hat es wieder gut mit uns gemeint und das soll uns im Glauben an unsere Sendung im Kampf um den Bolschewismus stärken. Der Täter war der engere Mitarbeiter des Führers und hat die Kuriertasche mit der Sprenggranate auf den Tisch gestellt, hat sich dann ans Telefon rufen lassen, ging aber ans Flugzeug, um zu fliehen, eher jedoch kam es zur Explosion und der Schuft konnte festgehalten werden. Soweit die Tat, die in ihrer Weiterung ja bald abgeschlossen wurde. Auch das war ein Schlag ins eigene Gesicht der Gegner.
Wir wurden hier alarmiert an dem Abend, machten unsere Sachen klar, gingen um 2 Uhr nachts schlafen, und am frühen Morgen war alles wieder in alter Ordnung.
So, morgen mache ich wieder ein Paket mit meiner Schreibmaschine fertig und ein Paket mit meinem eigenen Mantel und Militärstiefeln. Denn sonst habe ich fürchterlich zu schleppen.
Ich lege noch einen Bezugschein für Lederhandschuhe mit ein, vielleicht bekommst Du dort oder in der Nähe welche. Aber bitte grau Wildleder.???? Bezugschein gilt 1 Vierteljahr.
So, mein Mädel, nun will ich schließen, für morgen noch etwas lernen, da ich am Vormittag am Sandkasten eine Übung leite und am Nachmittag neue Waffen erklären muß.
Aber auch das schaffen wir. Nun lebt alle Drei recht wohl und bereitet Euch und den Küchenschrank auf mein Kommen vor.
Wir singen jetzt abends oft das alte Volkslied „Hier hast du mein Gewehr und alle meine Kleider“. Denn das ist ja bald so weit.
Grüße bitte die Gogo, alle Bekannten von mir. Dir, mein Jockele, ein besonderes Gedenken und nochmals Dank für Deine Briefe.
Euer Priemel und Vati.

 

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