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Brief (Transkript)

Irene Guicking an Ernst Guicking am 11.11.1940 (3.2002.0349)

 

Gießen, den 11.11.40



Lieber Ernst,

vielen Dank für Päckchen und die Briefe vom 8. Es geht eben sehr schnell mit der Post. Das Päckchen war gestern schon hier. Du hast Deine Sache wieder gut gemacht. Und Gummiband, das reicht für sämtliche Höschen. Also, damit bin ich erst mal eingedeckt. Ich danke Dir, Bib. Und jetzt erzähl ich Dir etwas von gestern. Ich bin mal durch die Stadt gegangen. Ich habe bei "Brückner + Mund" Mäntel gesehen zu 30,00, 35,00 und 40,00 Mark. Aber großartig, Ernst, die Muster sehr schön und auch der Stoff sehr gut. Wenn ich jetzt Deinen dagegen sehe, gefällt er mir gar nicht mehr. Wollen wir ihn nicht wieder hergeben. Helmut in Altenburschla ist vielleicht froh darum, wenn er so einen Mantel bekommt. Oder willst Du das nicht?
Guck mal, Ernst, wenn Du im Winter in Urlaub kommst, dann hast Du Deinen Uniformmantel und später, wenn der Krieg vorbei ist, dann brauchen wir keine Punkte mehr und bekommen einen viel schöneren Mantel für dasselbe Geld. Meinst Du nicht auch, wir sollten warten bis später? Du hast sicher keine große Auswahl gehabt. Das kann ich verstehen. Jetzt kommt etwas, da mußt Du bestimmt mal lachen und an den letzten Urlaub denken. Ich muß jetzt zugeben, daß die stolzen Maschinen doch wackeln und nicht wanken. Hast also recht gehabt. Ach, und noch etwas, schreib mir doch mal, wo Bohns in Eschwege wohnen. Die warten doch auf ein paar Zeilen von uns. Papa hat Schuhgröße 42. Kannst Du denn noch Schuhe kaufen? Gibt es auch noch welche für mich? Was meinst Du, der Lehrer Meier ist am 6.11. gestorben. Er war gar nicht lange krank. Wir hätten ihn doch noch einmal besuchen sollen im letzten Urlaub. Es tut mir sehr leid, daß wir das versäumt haben. Heute, Du siehst, es geht wieder schnell. Es sind wieder so große Buchstaben. Und daran kannst Du sehr gut die Eile erkennen. Abends arbeiten wir immer länger. Mein Schatz, bis morgen. Laß Dich einmal herzlich liebhalten und küssen von

Deiner Irene

 

 



Ansicht des Briefes

 

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