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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 15.02.1940 (3.2002.0349)

 

Berglangenbach, den 15.2.40



Herzliebste Frau,

heute blieb ich mal wieder ganz ohne. Habe ich ja auch selbst verschuldet. Ja Bobi, was sagst Du zu meinem letzten Brief? Also den Päckchenverkehr bitte etwas einschränken. Sonst wird das doch etwas zu "toll". Ein langer, ein lieber, netter Brief ist mir immer willkommen, ist schließlich auch nicht so teuer wie ein Päckchen. Du bist imstande und schickst mir Deinen ganzen Wochenlohn in Päckchen nach hier. Das geht natürlich nicht. Und glaub mir, so anspruchsvoll will ich nun doch nicht sein. Das heißt, wenn ich in Urlaub komme, dann um so mehr. Und was ich dann brauche davon hab ich ja genug gesprochen. Und mit der Verpflegung gebe ich mich möglichst immer zufrieden. Hast du vielleicht heute abend Göring gehört? Er hat darin vollkommen recht.
Ich schrieb Dir schon, daß mir das Fleisch, was wir hier bekommen, zuviel wird. Also, Irene, Parole: Sparen! Wenn ich etwas brauche schreib ich Dir. Auch die Zitronen seh ich ganz gern, die sind hier nicht zu haben. Und wenn Du mir wöchentlich zwei Päckchen schickst, bin ich vollständig damit zufrieden. Ebenso mit den Zigaretten. Nicht zuviel ausgeben dafür. In dieser Form denkst Du doch reichlich an mich. Das alles hat natürlich nichts mit der Briefpost zu tun.
Irene, kannst Du es nicht einrichten, daß Du die Briefe nicht mittags sondern abends schreibst? Und Dich dafür mittags etwas ausruhst? Liebling, ich merke das doch auch an mir. Und wenn Du dauernd herumrennst, dann ist Dir doch nachmittags viel wohler, wenn Du einige Stunden (ich übertreibe), wenn auch nur eine Stunde geruht hast. Irene, ich bitte Dich, tu das doch mir zuliebe. Lieber will ich mal auf einen Brief verzichten. Du sollst Dich mehr schonen. Sei nicht mehr so verrückt, Spatzi, Und Du sollst mir dann nicht schreiben, Du sorgst Dich so um mich. Nein, Du sollst es nur ausführen, dann bin ich auch ganz zufrieden. Also Bobi bitte, ich möchte keinen Brief mehr, der in der Mittagsstunde von Dir geschrieben ist. Wenn in der Liebigstraße das Feuer in der Küche brennt und Du das kleine Tischchen heranrückst, geht doch das ganz gut. Du hast dort mehr Ruhe und hast Dich in der Mittagszeit etwas ausgeruht. Gell mein Liebling Du tust es doch. Laß Dich mal recht fest drücken und innig küssen von

Deinem Ernst

 

 



Ansicht des Briefes

 

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