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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 22.03.1940 (3.2002.0349)

 

Westfront, den 22.3.40



Mein lieb Frauchen,

Deinen Brief und Päckchen habe ich bekommen. Ich danke Dir Bobi. Das kann ich alles sehr gut gebrauchen. Den Zug hast Du auch mal wieder versäumt. Na ja, das ist ja nichts neues. Und die Frau Weber hat darauf hin Krach geschlagen. Und Du bist wieder mal bei dem Hunger, der Dich oftmals immer nach Aufregungen so heimsucht. Wer ist denn nun mal wieder an all dem Kram Schuld? Du hast mal wieder die Nase total voll. Ja Mädchen, wenn ich auf jeden Krach den Kopf hängen lassen wollte, wäre ich ja ein ganz armes Würstchen. Und ich glaube, bei uns kommt das viel öfters vor. Und das mit der Gau-Bräuteschule ist natürlich ein guter Vorschlag. Lernen mußt Du auf dem Gebiet noch ganz gewaltiges. Du hast ja dazu auch noch keine Gelegenheit gehabt. Mir ist das sogar sehr recht, wenn Du das tust. Jetzt ist noch Zeit. Bobi, frag Deine Mutti, und dann entscheide selbst. Die ewige Maulerei mit Webers, das paßt mir schon lange nicht. Das weißt Du doch auch. Und jetzt habe ich noch eine Frage an Dich und an Deine Tante Johanna, mein Schatz. Es handelt sich um den Hof in der Liebigstraße. Weißt Du, von der Wilsonstraße führt doch ein Tor in den Hof. Jetzt gehst Du mal so ganz sachte und so ganz feinfühlig an Deine Tante ran, und fragst so durch die Blume, ob sie es eventuell zugibt, daß ich dort eine Autogarage aufstellen kann. Ich meine so eine kleine Wellblechgarage für einen Personenwagen. Ein Stück vom Rasen muß dann schon wegfallen. Sie soll so aufgestellt werden, daß das Tor dann schön die Durchfahrt bildet. Also Bobi, ich hoffe, daß Du das diplomatisch anfängst und nicht gleich mit der Tür ins Haus fällst. Nach dem "warum" und "weshalb" darfst Du mich jetzt noch nicht fragen, da ich Dir jetzt noch keine Auskunft geben kann. Wenn der Krieg noch lange dauert, ist ja in Altenburschla auch noch Platz in der Scheune, Das Spazierenfahren auf dem Wasser, Du weißt ja, was ich meine, jetzt denke ich wieder an das Paddelboot, ich finde, das ist zu einseitig. Und demgegenüber auch langweilig. Also denke ich jetzt an ein Auto. So mein lieb Bobi, laß Dich für heute einmal recht fest lieb halten und ich möchte Dich ganz innigst küssen.

Dein Ernst


Auto???
Der Platz für eine Garage wäre ideal. Aber was wollen wir denn mit einem Auto? Brauchen wir denn ein Auto? So denkt Deine Irene.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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