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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Familie am 24.04.1943 (3.2002.7163)

 

Rußland, 24. 4. 1943


Meine Liebsten!
Habe heute Euren Luftpostbrief vom 15. mit großer Freude erhalten, wie ich daraus lese seid Ihr beide immer noch gesund und munter, die Hauptsache, Ihr seid alle beide immer zu Hause. Auch ich bin immer gesund und munter, bin seit 21. wieder in Mistislawl, wie lange weiß ich nicht. In einen alten Kloster sind wir einquartiert, ist ein ganz schönes Städtchen, aber nach russischen Verhältnissen, nicht daß Ihr denkt wie in Deutschland. Es ist seit einigen Tagen sehr schöne Witterung, wir sind nun halt weiter im Süden, da ist es schon etwas milder wie in den kalten Rschew Winkel. Heuer ist halt der Frühling eher gekommen, wie im vergangenen Jahre, da war es im Juni noch kälter wie jetzt als wir nach Rußland kamen. Zur Zeit esse ich die meisten Tage Eier, die kann ich mir gegen Süßstoff eintauschen, da braucht Ihr keine Sorgen zu haben, Hunger leide ich nicht viel, wann ich in ein fremdes Dorf komme, dann geht es von Haus zu Haus um Eier, da gebe ich nur einige Tabletten her sonst kosten 15 – 20 Stück hier 100 Tabletten Süßstoff auch bekommt man Butter usw. Da muß man sich um sich selbst kümmern, denn sonst ist man der Niemand. Nun haben wir bis jetzt, seit März über 800 km zu Fuß marschiert, eine ganz schöne Leistung für uns alten Landser, nun habe ich die harten Tage schon wieder vergessen, aber wer weiß, was noch Gutes auf uns wartet.
Diesen Brief gebe ich einen Kameraden mit, der in Urlaub fährt, er wird nicht lange brauchen. Bei uns ist die Stimmung nicht rosig, ich glaube, daß wir heuer Rußland nicht besiegen könne, bei Euch sind ja auch immer die Flieger die meisten Nächte in einer anderen Stadt, wie das noch enden wird, ich sehe oft alles in den schwärzesten Farben. Auch bei Euch wir die Stimmung nicht goldig sein, wenn nun auch noch die Besten geholt werden, was wird man nächstes Jahr für Jahrgänge holen. Wehe wenn der Krieg keinen günstigen Ausgang hat, dann kommt von uns keiner mehr aus Rußland raus, so hat man wenigstens ein bißchen Hoffnung, daß man Glück hat wenn man zurück kommt ins Reis, wenn der Krieg für uns günstig ausgeht. Bisher hatten wir mehr Glück wie Verstand und kamen immer heil davon, bei unseren ganzen Patrouillen durch die Wälder wurden wir noch kein einziges Mal angegriffen von den Partisanen, obwohl genügen drinnen waren. Wie Ihr sieht hatten wir immer Glück, die anderen Einheiten hatten oftmals Pech und hatten Verluste.
Meinen Luftpostbrief wegen den Gesuch werdet Ihr schon erhalten haben, an Mutter sandte ich auch einen Brief, müßt halt die Angelegenheit mitsammen besprechen, denn bis ich in Urlaub komme werden noch Monate vergehen. Ich kann doch zur Mutter nicht schreiben, sie muß auf Amtsgericht gehen, ich muß ihr doch den freien Willen lassen, denn zwingen will ich sie zu nichts, da werdet ihr mir recht geben müssen. Ja, Ihr fürchtet halt dieses Rußland, zur Zeit bin ich ja ziemlich weit hinter der Front, wenn wir nicht im Einsatz gegen Partisanen sind, bin ich überhaupt nicht gefährdet. Auch ist das Partisanenfangen nicht so schlimm, wenn sie mehrere Truppen sehen, weichen sie immer aus, nur über kleinere Trupps fallen sie her.
Jetzt hört man immer, daß die Jahrgänge 1906 und 07 rauskommen, sollte es der Fall sein, werde ich Euch gleich schreiben, es wird sich in den nächsten Wochen bestimmt entscheiden. Mutter hat mir geschrieben, daß Dorfschmid Sepp auch gefallen ist, die Frau wird auch jammern, Mutter schreibt mir jedes Mal ein Haufen gefallen, nun werden es bald so viele sei, wie im letzten Krieg. Noch kam ich nicht dazu, der Mari vorne einen Brief zu schreiben, über die Feiertage werde ich schon einige Stunden Zeit haben, damit ich die notwendigen Briefe seit Februar beantworten kann. Fanny hat halt immer wegen mir viel zum Laufen, von einer Behörde zur anderen, ich weiß es ist nichts Gutes, vielleicht kann ich es einmal gutmachen, wenn ich Glück habe, wieder zu Euch zu kommen in die liebe Heimat. Ich weißt Fanny tut es ja von Herzen gerne und ist ihr kein Opfer zu große, laß nur sein Fanny, wenn ich das Glück habe in Urlaub zu kommen, da gehen wir mitsammen fort und bleiben jeden Tag bis 12 h auf und plaudern. Bei Hörmann ist auch immer Pech, sage ihnen recht viele Große von mir. Nun meine liebe Cilly muß ich für heute wieder schließen auf ein frohes Wiedersehen hoffend grüßt Dich Dein
Ein und Alles Otto
Fanny Dir werde ich die nächsten Tage auch schreiben
Gruß Dein Liebling

 

 



Ansicht des Briefes

 

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