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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 10.02.1943 (3.2002.7163)

 

Rußland, 10.2.1943



Meine lb. Cilly!

Heute wieder einen Brief von dir mit Freuden erhalten, es war der 73. vom 28.1. Wie Du mir schreibst, hast Das Packl auch erhalten. Dieses Mal hat es nicht lange gebraucht, nun bist ja schon eine kleine Kapitalistin. Wer weiß, wie es halt werden wird, aber wir können ja nichts verlieren. Mache Dir mit den urlaub keine so großen Hoffnungen, es wird noch lange dauern, bis ich eines Tages wieder plötzlich die Türe aufmache und Dir bleibt der Atem aus. Jeden Tag warte ich auf einen Brief, wo ich Bescheid bekomme, ob Ihr das Gesuch schon gemacht habt, den Inhalt muß ich halt auch wissen, sonst sage ich ja alles anderst wie im Gesuch steht. Nun, Cilly, zu was anderen, Du wirst von den „Gesetz von Stalingrad“ schon gehört haben, Du wirst doch nicht auch in Frage kommen. Habe es ja schon zuvor gesagt, daß noch so ein Gesetz kommen wird. Fanny ist ja so in der Arbeit und dich können sie doch nicht holen, weil alles kann man nicht alleine stehen lassen, denn jemand muß doch im Hause auch noch sein. Diese Angelegenheit mußt schon Du u. Fanny selber machen. Lieber würde ich drunten in Stalingrad sein, als wenn Du auch noch in einen Rüstungsbetrieb mußt. Heuer wird es für keinen mehr eine Ausnahme geben, ob Landwirt oder nicht. Alles wird geholt werden, wenn auch die Ernte nicht mehr heimkommt. In diesen Jahr heißt es Leben oder Sterben, auch wird der Krieg in Rußland entschieden werden, denn es darf ja nicht mehr länger dauern, so würde es auf die Dauer nicht weiter gehen. Mögen viele sagen, was sie wollen, über den Ausgang des Krieges in Rußland, aber er muß ja zusammenbrechen, denn ein bißchen weißt man ja auch. Aber es wird noch harte und erbitterte Kämpfe geben, wovon wir noch keine Ahnung haben, denn so schwach ist der Russe noch nicht. Du weißt, wenn keine Aussichten beständen, würde ich Dir doch keinen Tam-Tam vormachen. Auch bin ich kein fanatischer Kämpfer geworden, nur die Wahrheit will ich schreiben, daß ich mich täuschen werde, glaube ich nicht. Von Tante Tummler bekam ich drei 100 gr. Päckchen, mußt mir halt auch wieder solche senden. habe Dir schon öfter geschrieben, ob Du noch Süßstoff bekommst, aber keine genauere Antwort hast mir noch nicht gegeben. Bei uns ist es immer sehr kalt, hatten 10 Tage ein Schneetreiben, man glaubte es geht die Welt unter, aber wenn dieses Monat vorbei ist, wird ja während des Tages die Sonne schon stärker. Nun muß ich wieder schließen, sei vielmals gegrüßt auf Wiedersehn Dein
Otto

Liebes Fannerl! Wo bleiben denn auf einmal Deine Briefe? Jeden Tag warte ich auf einen Bescheid, wie Du und Vetter das Gesuch gedreht hast. Wenn dieser Brief weg ist, wird bestimmt Antwort kommen, es wird halt lange dauern, bis Ihr die ganzen Unterlagen habt. Was sagst Du zu den „Gesetz von Stalingrad“, da dürfen wir froh sein, daß wir den Laden nicht aufgegeben haben, wo doch viele zu mir sagten.: Das Beste ist, Du machst den Laden zu, dann bekommt Cilly mehr Unterhalt. Naglschmid, Lederer usw. gaben mir den Rat, bin froh, daß ich diesen Rag nicht folgte. Ich weiß, daß Du Dich nicht gleich abspeisen läßt, wenn sie über unsere Cilly auch noch kämen. Mich hat dieses Gesetz nicht überrascht, einmal mußte es ja kommen. Aber für mache wird es hart sein. Weißt, Fanny, ich mache mir halt auch gleich alle möglichen Gedanken, weil man doch auch besorgt ist. Lieber bleibe ich noch einen Winter in Rußland, wann ich weiß, daß ihr beide zu Hause bleiben könnt. Was ein Winter in Rußland ist, weiß ich ?
Zum Schluß die besten Grüße Otto

 

 



Ansicht des Briefes

 

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