Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Familie am 20.07.1942 (3.2002.7163)

 

8. Brief

20. 7.1942


Habe Euren Luftpostbrief mit großen Freuden am 19.7. erhalten, der Poststempel war vom 7.4. Hatte gerade einen Brief aufgegeben an Euch, so muß ich heute gleich wieder schreiben. Abends bekam ich nochmals Post, den 7. Brief vom 5.7., den Ihr am Steinbergl droben geschrieben habt, nun habe ich wieder zu Lesen genug. Fanny seinen Brief werde ich im Laufe dieser Woche wieder Antwort geben.
Von den 23 Päckchen habe ich bisher 12 erhalten, die anderen werden halt vermißt sein und werden nicht mehr zum Vorschein kommen. Was hat das viele Päckchen-Senden für einen Zweck, wenn nur die Hälfte ankommt, nicht mehr senden wie zwei, Ihr könnt ja die Päckchen zusammenhangen in einer Kette. Der eine Brief war geöffnet, es würde besser sein, daß der sie würden ihr Augenmerk dahin lenken, daß der Soldat wenigstens seine Päckchen bekommt. Wie ich sehe bekommt Ihr die meisten Briefe von mir, wie ich auch von Euch. Fanny hatte halt schon ein Wissen von den Luftfeldpostmarken, alle zehn Tage bekommen wir zwei Stück, das nächste Mal werde ich Euch wieder eine senden. Die Hauptsache wann Cilly alle Tage einen Brief bekäme, aber alle Tage kann ich ja nicht schreiben, was würde ich denn Dir immer schreiben, von Liebe?
Solche Gedanken vergessen wir in Rußland, verlieben kann man sich auch nicht hier, weil man froh ist, wenn man immer einige Zeit frei hat. Nicht daß Ihr glaubt, in Rußland sind alle Frauen und Mädchen halb wilde Menschen, im Gegenteil, die sind genau so gekleidet wie in Deutschland, auch Bubikopf, man würde sie in Deutschland bestimmt von den anderen nicht wegkennen. Das werde ich Euch dann persönlich einmal sagen, denn schreiben kann man ja nicht alles. Auch sind die Menschen hier nicht alle gottlos, ein Teil ist auch religiös nur vom russischen Staat war es verboten und alle Kirchen geschlossen.
Seid nur ohne Sorgen ich nehme mich von der Bevölkerung in Acht und verkehre nur mit ihnen soweit es sein muß und nicht mehr, dann sie sind ja doch unser Feinde. Auch mache ich nicht den ersten, daß ich alles sehen will, soviel Erlebnisse will ich nicht erleben. Würde halt auch gerne bei Euch sein für einige Stunden am Steinbergl, wo man so ruhig und ungestört einige Stunden ausruhen könnte. Cilly, Du wirst alle Sonntage meistens auf die Draht zur Mutter, was da geredet wird, brauchst mir bestimmt nicht zu schreiben, das weiß ich ja so.
Dieses Monat wird Onkel Will auch kommen, der wird Dir Deinen Ofen schon wieder zurecht machen. Wie geht es mit dem Hausflur, da wirst keinen Maurer bekommen, oder hast kein Geld mehr? Mit einer Küche wirst halt kein Glück mehr haben versuchen kannst es ja immer wieder, was man hat braucht man nicht mehr kaufen. Du weiß es ja selber, wir haben doch alles mitsammen besprochen, aber nur soweit wie das Geld Dir reicht. Ihr seid ja selber vernünftig und macht alles recht. Bis ich wieder komme werde ich staunen was während meiner Abwesenheit geschehen ist, um so größer wird das Lob ausfallen. Schreibt mir nur alles von Zuhause, denn da habe ich das größte Interesse. Keine Zigarren braucht Ihr mir nicht zu senden, wenn Ihr ab und zu eine bekommt, die habt Ihr mir auf, bis ich wieder komm. Heute ist es sehr heiß, aber die Nächte kalt, die Sonne ging früh schon um ? 3 h auf, nun merkt man, daß es dunkel wird während der Nacht weil ja die Tage abnehmen, genau wie bei Euch.
Sonst lb. Cilly bin ich immer gesund, nur die erste zeit wie ich nach Rußland kam, hatte ich sehr viel Kopfschmerzen, das wird der Klimawechsel gewesen sein. Nun muß ich schließen, wenn es nicht schlechter wird wie jetzt, dann darf ich zufrieden sein und aufregen? Tue ich mich auch nicht. Seid alle beide recht vielmals gegrüßt
Auf Wiedersehen Euer Otto
Von Will Marerl bekam ich auch einen Brief, von Seppl auch Die meiste Zeit weiß ich nicht welchen Tag wir haben.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top