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Brief (Transkript)

Otto Madl an einen Freund am 17.12.1942 (3.2002.7163)

 

Rußland, 17.12.1942



Lieber Freund Seppl!

Dein lb. Brief von Allerheiligen habe ich mit großer Freude erhalten, es ist immer ein Rufen aus den alten Zeiten, wenn von dir Nachricht kommt, die so schnell nicht wieder kommen. Inzwischen bin ich wieder weiter nach vorne gewandert, bin nun 25 km hinter der Front, den ganzen Tag hört man von der Ferne die Arti donnern, sonst ist es hier ganz ruhig. Zur Bahnbewachung sind wir hier, jede Nacht müssen wir Streife gehen einen Tag 10 km, den anderen Tag 20 ist immer schöner Marsch. Haben uns für den Winter schon wieder ein Quartier gebaut, du weißt wie es da ist kein Nagel, kein Brett, man kann auch von nichts was fertig machen, jede Arbeit muß man machen, denn der Winter ist da. Schnee haben wir auch schon, heute ist es nicht mehr so kalt, hatten schon über 20 Grad, der Winter kommt hier ganz plötzlich, in zwei Tagen war der Dnjepr zugefroren. Bei dieser Kälte mußten wir wandern, zwei Tag in einen Waggon aber ungeheizt, Du weißt der Mensch ist zäh wie eine Katz.
Bin in einen ganz kleinen Dorf zwischen Reschw u. Wjasma, einen Dir nicht unbekannten Ort, wenn da einmal wieder der Weg in die Heimat geht. Bei Euch heißt es immer der Russe ist dumm, wer das sagt im Reich, ist selber recht dumm, nur ein kleines Beispiel, hier gab es die zehnjährige Schulzeit u. lernten die meisten zwei Sprachen, es schein nur so, als wären sie so weit kultiviert überhaupt die jungen Menschen. Das Zivil ist gut zu uns und würden uns ihr Letztes geben, aber sie haben halt nichts als Armut und Not. Eine blasse Ahnung habe ich nun schon vom Sowjetparadies, werde es Dir einmal persönlich schildern, wie es ist. Heute war ich mit 4 Russen-Fuhrwerke um Holz im Walde, es ist wie hundert und eins gegen uns, in jeden Land sind andere Sitten und Gebräuche. Auch könnte ich nicht sagen, daß die Bevölkerung gottlos ist. Einen kleinen Abstecher hast auch wieder nach München unternommen, Dein Finger wird wieder geheilt sein, bis Dich dieser Brie erreicht. Sonst bin ich immer gesund, was bei Dir auch der Fall wird sein. Nun will ich für heute schließen sei vielmals gegrüßt
Dein Freund
Otto
Was sagst zu Afrika??

 

 



Ansicht des Briefes

 

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