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Brief (Transkript)

Hermann Walz an seine Familie am 19.12.1943 (3.2002.1313)

 

Polen 19.12.43



Meine Lieben !

Nachdem wir eine weitere Etappe hinter uns haben, möchte ich etwas von mir hören lassen. Nach 78 stündiger Bahnfahrt sind wir in einem ungeheuer großen Lager gelandet. Eine Bahnfahrt das mehr Strapazen waren als gemütlich, voll gestopft bis zum platzen, an schlafen nicht zu denken. Kohldampf geschoben mehr als einmal, gewaschen schon 8 Tage nicht mehr, die Kleider bekommt man überhaupt nicht mehr heraus. Lassen uns einen Schnurrbart wachsen. Wollen nur sehen, wie es weiter geht, u. was noch alles kommt, warten hier neue Befehle ab. Es hat 5-6 cm Schnee u. ist nicht besonders arg kalt, einige Grad.
Wenn zuhause keine Kinder gewesen wären, hätte ich dich Telefonisch oder Telegrafisch nach Oberhofen gerufen, wie es viele gemacht haben, so dass bei der Abfahrt dort mehrere 100 anwesend waren. Was für Gefühle mich bewegt haben als ich sah, dass es von Karlsruhe nach Heilbronn ging kannst du dir denken. Waren in Heilbronn 1/2 Stunde, aussteigen und telefonieren war verboten, aber so ist es eben beim Kommiss. Mir war so, als hätte ich dich gesehen, wo du nach hause gingst mit Herbert aber es war zu weit weg, u. auch schon etwas dunkel. Habe ein Kuwert in Weinsberg und Affaltrach hinaus geworfen, habt ihrs erhalten? Hast du Karte erhalten aus Hagenau u. mein………..

 

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