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Brief (Transkript)

Hubert Retz an seine Ehefrau am 4.1.1945 (3.2002.0826)

 

Neuburg, den 4. Jan. 45.



Mein Liebling!

Ich habe nun seit dem 19.12. keine Nachricht mehr von Dir Liebes, u. ich habe bestimmt damit gerechnet noch im alten Jahr Post von Dir zu erhalten. Na ja, wer weiß woran das wieder liegt, bestimmt an der Post. Eben bekam ich auch einen Brief von meiner Mutter v. 13.12., während der Brief von meiner Schwester vom 12.12. schon am 19.12. hier war, ja da ich eben nichts zu machen. Hast Du eigentlich meinen langen Brief worin ich auch den Brief von meiner Schwester beigelegt habe u. Fleischmarken erhalten? Ich will doch stark hoffen, denn es wäre doch nicht nett!!. wenn die 500 gr. futsch wären.
Pech haben wir beide auch mal wieder gehabt, denn zuerst habe ich gedacht Weihnachten bei Dir zu sein, doch da war die Bescheinigung von Köln noch nicht da, u. als die am 2. Feiertag eintraf habe ich bestimmt damit gerechnet Sylvester bei Dir zu sein, doch wieder für die Katz, denn ich der Bescheinigung fehlte ein Satz, daß ich dringend gebraucht würde – Ja, Liebling da ist nun nichts zu machen, u. wir müssen uns gedulden, aber manchmal fällt es einem doch
verdammt schwer, ehrlich gesagt, ich habe Sehnsucht nach Dir. Aber wer weiß, wann wir uns und ob wir uns mal wiedersehn, denn jeden Tag kann ich zur Inf. versetzt werden, da an der Front jeder Soldat gebraucht wird, kommen hier auf die Filmstelle alles Frauen. Na ja, einmal mußte es ja so kommen, aber ehe ich wegging hätte ich Dich gerne noch mal gesehen Liebes, denn wenn man jetzt wieder an die Front, dann kann man schon damit rechnen, daß man erwischt bekommt, ich glaube ja nicht daran, aber auf alles muß man gefaßt sein. Sollten wir uns nicht mehr sehen, dann nochmals alles Gute u. vielen Dank für alles was Du mir gegeben hast. u. sollte es mich erwischen, dann gräme Dich nicht zu sehr, u. behalte mich doch etwas in gutem Andenken, im Übrigen halte ich es mit unserem Wahlspruch – Unkraut vergeht nicht - , u. ich hoffe doch noch, daß wir uns wiedersehn
Für heute sei`s nun genug Liebling u. sei recht herzlich gegrüßt u. trink den Cognak nicht alle u. verwahr mir noch etwas. Hoffentlich bist Du gut ins neue Jahr gekommen u. wir hoffen, daß bald der Friede kommt. Einen lb. Kuß u. alles alles Gute
Dein Hub.

Viele Grüße an Deine Nachbarinnen u. vor allem Deine Schwester.

 

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