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Brief (Transkript)

Hubert Retz an seine Ehefrau am 20.5.1944 (3.2002.0826)

 

Süd-Front, den 20. Mai 1944



Mein Liebling.

Vielen u. herzlichen Dank für Deine beiden lb. Briefe Nr. 4 u. 5 vom 7. u. 13. Mai u. da ich gerade Zeit habe, sollst Du auch nicht lange auf Antwort warten. Eben habe ich sie erhalten u. schreibe Dir sofort, ich denke doch, daß ich mich gebessert habe, u. Du das auch merkst Liebes, oder nicht. Ich muß mich schon ein wenig selber loben, sonst macht es keiner. Also Ihr habt mal wieder eine Sitzung im Keller hinter Euch, Ihr seid wirklich zu bedauern, ich glaube, ich muß wieder auf Urlaub kommen, dann läßt der Tommy Euch in Ruhe, da ich ein milit. Objekt bin u. er grundsätzlich nicht auf milit. Objekte wirft. Na Spaß beiseite, es wird bestimmt bald Zeit, daß der Zirkus ein Ende nimmt, sonst ist in ganz Deutschland hernach keine Stadt, die nicht zerstört ist, u. wir können dann wie die alten Germanen in Erdhöhlen wohnen, u. uns mit einem Bärenfell bekleiden, in der Badehose laufen wir schon herum, na ja, wenn das Wetter danach ist, ist es ja auch nicht schlimm, u. man kann dann bestimmt 15 min länger schlafen, da man ja mit der Toilette früher fertig ist, oder meinst Du nicht Liebling. Also das Fernsprechamt wo Deine Schwester u. Frau Jungerl beschäftigt sind hat auch gekracht u. nicht einmal von Brandbomben, sondern von Ausländern. Ja, daß uns dieses Geschmeiß mal nicht über den Kopf wächst, darauf warten diese ja nur.
Ja Liebling, etwas besseres könnte ich mir ja gar nicht denken, wenn ich nach Gatow versetzt würde, u. ich wäre bestimmt nicht betrübt deswegen, hoffentlich merke ich es auch daß Du mir beide Daumen drückst, über das andere habe ich ja schon in meinen beiden letzten Briefen geschrieben, u. ich will nur hoffen, daß die Verlegung ins Reich bald kommt, u. ich mit. Wenn ich hier bleiben müßte hätte ich Pech gehabt u. mit Urlaub dauerte es dann eben viel länger. Daß meine Halsgeschichte wieder behoben ist, habe ich Dir ja auch schon mitgeteilt Liebes u. die Futterei geht noch, aber lange nicht mehr so gut, als in Odessa, naja, da ist eben nichts zu machen u. man muß sich nach der Decke strecken, viele haben noch weniger.
Also mit meinen Bildchen bist Du zufrieden u. gleich 6 hast Du behalten. Du willst eine Ahnengallerie von mir aufmachen was, oder willst Du etwas Tapete sparen, auh weh – wer lacht da, ich grinse nur. Daß ich ganz nett satt war, als ich Dir den langen Brief schrieb, kann man wohl sagen, denn noch vor dem Mittagessen auf einen nüchternen Magen mit 2 Mann ein Flasche Steinhäger aussaufen ist nicht so ganz ohne, zum Glück hatten wir noch einen Pott Bohnenkaffee bei uns stehen, der hat uns dann wieder einigermaßen zu Facon gebracht sonst hätten wir lecker geküßt ausgesehen.
Also hast Du doch das Thema St.Gefr. berührt, u. ich habe fest damit gerechnet Du würdest es übergehen, von wegen damals zum dritten Vogel, nun kannst Du jetzt wenigstens zum 4 Vogel gratulieren, jetzt nehme ich es Dir nicht übel. Mir ist es doch egal, was ich bin, meinetwegen einfacher Landser. Ich kann mir vorstellen, daß Du Dich an den Obgefr. so gewöhnt hattest, aber wie wäre es denn, wenn es bald wieder Herr hieße, das wäre doch viel netter, oder meinst Du nicht lb. Luderchen! Ja Liebes, da hast Du schon recht, wenn ich meinem Kreuz heimkomme darfst Du mir auch zum 5 Vogel gratulieren ich nehme es Dir dann bestimmt nicht übel, sondern gebe Dir dann einen lb. süßen Kuß.
Ich muß nun schließen, da ich noch was arbeiten muß. u. will nur hoffen, daß Ihr nun etwas Ruhe habt vor dem Tommy!
Sei nun recht herzlich gegrüßt u. weiterhin alles Gute u. einen recht süßen u. lieben Kuß
Dein Hub.

Außerdem meinen herzl. Glückwunsch zum „Muttertag“ u. nochmals vergnügte Pfingstfeiertage.

 

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