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Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 24.10.1941 (3.2002.0912)

 

Luck d. 24.10.41



Meine liebe Gute!

Habe Deinen leiben Brief sowie den Brief mit Zigaretten dankend erhalten. Es war gerade Zeit denn mein Vorat ist gerade all geworden. Da ist ja bei Smuls allerhand los, ich kann mir Liesel schon so vorstellen wie sie auf das Liebchen losgegangen ist. Aber die will es ja nicht anders haben. Habe heute wieder Wache und habe einen Posten wo viele Gräber sind es liegen so 2000 drin. Das wäre was für Dich. Da würdest Du keine 10 Minuten bleiben. Aber uns kann das nicht mehr erschüttern man gewöhnt sich daran. Uns stört nur der Regen und die Kälte. Hast Du noch Winterkartoffeln bekommen und wie ist es mit den Kohlen geworden, wieviel hast Du bewilligt bekommen? Schreibe mir dann mal darüber. Jetzt könnt ihr wieder 2 Pakete schicken. Wenn Du das bestellte noch nicht abgeschickt hast, dann kannst Du ja alles zusammen schicken. Und wenn Du eine Batterie und eine Birne erstehen kannst, so lege sie bitte mit bei. Das Du so Deine Privatarbeit hast ist ja ganz schön, aber ich glaube, Du kannst wieder keine Preise machen. Ist es nicht so? Gräbsch und ich haben uns eben Hirschbraten geschmurgelt. Da wirst Du sicher sagen die leben wie die Fürsten. Ja man muß immer sehen wo man bleibt. Ich wünschte ich könnte Dir meine Gute auch was davon abgeben. Na laß nur die Zeiten werden auch wieder kommen. Waren die Flieger mal wieder da? Bei uns läßt sich keiner sehen. Oft denke ich an Dich wenn ich so Nachts auf Posten stehe und Du schon in Dein warmes Bettchen liegst. Na vielleicht dauert es nicht mehr allzu lange bis wir wieder zusammen sein können Ich denke im späten Frühjahr ist der Krieg zu Ende. Denn die Russen machen höchstens noch 4-5 Wochen, dann ist das mit ihnen aus. Du wirst sagen, der hat Humor, ja den darf man hier nicht verlieren, und auch die Hoffnung nicht. Wenn ich den Brief fertig habe lege ich mich schnell noch auf zwei Stunden aufs Ohr, denn von 11 – 1 Uhr muß ich wieder aufziehen. Dann von 5 – 7 Uhr und die letzte Schicht von 11 – 13 Uhr dann ist wieder Feierabend und wir haben bis zum nächsten Mittag frei. Ich glaube Dir schon meine süße das es jetzt sehr öde ist, aber Du hast Deine Arbeit und das hilft doch etwas darüber weg. Jetzt haben wir einen Radioapparat der schön laut spielt und das heitert uns auch ein wenig auf. Und ein herrliche Zimmer haben wir auch. Es läßt sich schön heizen und da ist es schön gemütlich Szepanski, Gräbsch und ich sind da zusammen. Morgen muß ich mal sehen ob ich für unsre Gans etwas zu fressen bekomme damit sie ordentlich fett wird. Hier ist schon eine richtige Bauernwirtschaft, denn jeder hält sich Hühner Enten oder Gänse. Das kräht und schnattert und man kommt sich vor wie auf einem Dorf. Zum Mittag hatten wir gebratene Leber und Sauerkohl. Wir sind doch wieder Selbstverpfleger und haben pro Tag 4.50 und unsere Löhnung. Das könnte noch bis Kriegsende so gehen. Das halten wir schon aus. Ich habe mich Photografieren lassen morgen sind die Bilder fertig und ich schicke Dir dann auch welche. So nun habe ich wohl genug gequasselt und Du hast wieder etwas zu lesen. Wie ist Schulzens Geburtstag verlaufen sind reichlich Geschenke eingetrudelt? Ich lege Dir noch dreißig Mark bei. Die wechselst Du Dir dann ein.
Nun laß es Dir recht gut gehen und sei recht herzlich gegrüßt und geküßt
von Deinem Kurt

 

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