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Brief (Transkript)

Ehefrau an Kurt Miethke am 27.8.1944 (3.2002.0912)

 

Bln. 27.8.44


Schöne Grüße von Hanna.
Anbei 3 Cuverts.

Mein lieber Süßer.

Wieder ist eine Woche um, und somit die erste Arbeitswoche bei Oelfeuer [?]. Ich muß sagen, daß es mir ganz gut gefällt. Erstens ist nicht solch ein Krach wie bei Beh [?], da hier nur Maschinen gehen und nicht solche Clopperei ist, das war manchmal da nicht zum Aushalten. Auch stinken tut es nicht wie bei Beh, wo dauernd die Matritzen umgeschmolzen wurden. Ich bin wieder bei meiner Feilerei angelangt, es ist ja auch letzten Endes egal was man macht. Es kommen wohl nachher Stanzarbeiten, dann komme ich an der Maschine. Es arbeiten meistens Männer dort, der größte Teil natürlich Ausländer. (Holländer, Franzosen, Tschechen, Russen und Griechen.) Aber sonst ist es ganz gut dort, der Umgang mit den Meistern und Betriebsleiter. Denn ich sage gleich alles so wie ich denke und laß mir nichts gefallen. Ich glaube da wird auch alles nicht so heiß gegessen, und es ist auch ein gemütlicher Arbeitsgang. Mittag kann ich mir auch warm machen. Nur mit den Garderoben finde ich es ulkig, da ist Männlein und Weiblein, ob Ausländer oder Deutsche alles bunt durcheinander gewürfelt. Na, mich persönlich stört es ja nicht, da ich mich nicht umziehe. Aber nach der 1. Woche zu urteilen, glaube ich, bin ich ganz gut wieder unter gekommen und ist in der Nähe und bin nicht auf der Bahn angewiesen. Habe nun diese Woche auch deine beiden lieben Briefe vom 12.8. mit herzlichem Dank erhalten. Der kleinere kam Mittwoch an und der lange gestern am Sonnabend. Wie ich sehe, seid ihr immer noch in dieser Ecke. Ach, Spinnlein, mein Herz ist ja so voller Angst um dich, wie ich im Wehrmachtsbericht hörte, daß da wieder die Kämpfe los gingen, na und nun jetzt erst wie es mit Rumänien zum Cloppen kam. Aber ich will nicht verzweifeln, denn auf der anderen Seite sagt mir mein Herz, mein Süßer bleibt mir erhalten er muß es einfach. Ich warte schon mit Fieber auf die nächste Post. Carl [?] tut mir ja Leid, ich kann mir da garnicht reindenken, wie Frauen so sein können. Ich denke doch, die Zeit ist so ernst und traurig, daß man garnicht auf solche Gedanken kommt. Jedenfalls ich habe anderes im Copf, und da könntest du 10 Jahre weg sein, dann würde ich auch noch so vor dir hintreten können, wie du mich verlassen hast. Spinnlein, da könntest du deine Hand für ins Feuer legen, die würdest du dir nicht verbrennen. Na es ist eben ein Thema, wo man viel drüber reden kann und jeder redet so, von welcher Seite er es eben betrachtet. Ich bin, denke ich wenigstens, auch nicht eine von den ganz Kalten, aber soweit würde ich mich nie vergessen. Ludwig seine Adresse habe ich dir schon mitgeteilt. Max lebt mit seiner Frau ganz gut, mir kommt vor, als wenn noch besser wie mit Clara. Denn es ging doch immer nach Claras Schnabel und hier ist es wohl umgekehrt. Den Eindruck, den ich von ihr habe, ist ein ganz guter, die ist ziemlich ruhig. Martha Helmdach war auch die Woche hier, sie hat sich schon gefreut, daß ich wieder zu ihr komme. Habe ihr nun die Sache erst klar gelegt. Hat sie nun Pech, daß ich nicht für sie frei bin. Das Blümchen, was du mir beigelegt hast, ist wohl eine Kornblume? Mit den Arbeitskräften ist es wohl so wie du schreibst, ich könnte dir ja noch ganz was anderes erzählen und habe noch viel mehr auf Lager, aber du weißt doch, schweigen. Sonst geht’s mir gut und ich glaube ich werde immer dicker. Spinnlein, ich wünsche dir von tiefstem Herzen alles Gute und bleibe mir recht gesund. Was macht überhaupt dein Arm? Recht herzliche Grüße und süße, liebe Cüsse sendet dir

deine Süße

 

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