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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Frau am 04.06.1940 (3.2013.355)

 

04.06.1940


Du mein einzig lieb Mädele!
So innig zu danken habe ich Dir schon wieder für deine Liebe! Wir werden geradezu überschüttet mit Post, der lang zurückgehaltene Strom ergießt sich nun mit Wucht auf uns, frohestens empfangen nach der langen Zeit der Dürre! Weißt du, die Feldpost kann nichts dafür. Die Eisenbahnbrücken sind ja alle vom Feind gesprengt worden an der Grenze, und das Wiederaufbauen dauert eben doch sehr sehr lange auch bei schnellster u. geschicktester Arbeit. Die Lastwagen auf den Straßen müssen Futter für Soldaten, Pferde Kraftwagen u. Kanonen heranschaffen, da bleibt für die Feldpost mit ihren großen Säcken […] nicht viel Möglichkeit.
Ich freue mich so, daß du so schöne Tage mit Martin hattest und daß es deinem Mägle wieder etwas besser geht. Das Feldpostmägle! Ich will alles tun, es zufrieden zu stellen und nütze jede Gelegenheit des Postabgangs. Der heute gekommene, wieder so besonders liebe Brief ist am 27.5. gestempelt, trägt innen aber das Datum 28.5. – hast du ihn erst abgeschickt und dann geschrieben? Ich kann mirs gut denken, daß deine Liebgedanken vorauseilen.
Der Kuli muß ran. Mit der anderen Feder bleibe ich immer hängen auf diesem schlechten Beutepapier. Die Katastrophe meiner Kampfhand ist freilich weiter groß – die Schreibmaschine ist so sehr viel einfacher zu handhaben.
Liebste du! Deine Briefle sind mir immer ein so warmes wonniges Glück. Ich spüre in jedem lieben Wort deine Nähe, ach wir sind so unsagbar innig verbinden, du mein Glück!
Der beigelegte „Schlips“ von Christoph ist ja allerliebst, sag ihm nur einstweilen innigsten Dank! Euer […][…] hat mir besonders Spaß gemacht: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bößen [sic!]Nachbarn nicht gefällt! Darüber sollten wir im Abitur einen Aufsatz schreiben. Ich hatte das andere Thema gewählt: „Der Krieg ist schrecklich wie des Himmels Klagen, doch er ist gut, ist ein Geschick wie sie“. Damals habe ich vom Krieg so viel gewußt wir unsere Kuh draußen, die mir heute früh durch den ganzen Garten nachgelaufen ist, von der tertiären Faltung der Alpen etwas weiß!
Heute kommen die ersten Nachrichten aus Italien selbst über Kriegsziele gegenüber Frankreich, nachdem unsere Flugzeuge die Strecke Lyon-Marseilles [sic!] angegriffen haben (denkst du noch an die Lederrückenpolster mit dem Spalt in denen alle Sachen verschwanden??) Ach mein Herzlieb, was du schreibst von unseren Reisen u. unserem gemeinschaftl. Erleben, das ist alles so aus unserem Reichtum geschöpft. Aber der größte Schatz ist doch eben – mein Schatz!
Der neue Chef ist schon da, Starke bleibt aber noch da, wenigstens für die nächsten Tage zur Einarbeitung. Der neue ist klar, bestimmt, freundlich, ich habe bisher einen guten Eindruck von ihm u. hoffe, daß ich ich gut verdauen werde. Die Kameraden hier sagten schon, ich hätte einen „kollosalen Verschleiß“ an Chefs! Der Fahrer vom Hptm. Starke, […] vom Beruf, versucht aus den […] unserer Kuh ---- Schlagsahne zu machen. Darf ich dich einladen? Ach Liebekind, ich weiß, warum mir manches in diesem Feldzug vorkommt wie ein Gastspiel meinerseits: wie ich so von dir und
[Rand:] deinen liebenden Gedanken getragen werde! Ach du! Den Urlaub kann ich vorerst nicht antreten, weil es garkeine Bahnanbindung gibt. Aber wir sorgen mit allen Kräften, daß bald u. für immer Schluß wird mit dem Kriegführen. Den Franzosen bringen wirs noch bei. Die Engländer, die in der Hölle von Dünkirchen am Leben geblieben sind, werden auch weitere Erfahrungen in dieser Richtung verzeichnen. Leb wohl, Herzliebste! Denk bei jedem Freudle, das du hast oder dir gönnst, daß es auch meine allergrößte Freude ist! Ich umarme dich in innigster Liebe, du meine du! Allzeit dein Wolf

 

 



Ansicht des Briefes

 

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