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Brief (Transkript)

Hugo Zwanger an seine Frau am 31.08.1944 (3.2013.22)

 

Am 31. Aug. 1944



Meine liebste gute Gretel!


Will an einem Briefle beginnen und sehen, dass ihn ein Kamerad mitnimmt, denn wir haben noch keine Postverbindungen. Daher gibt es auch noch keine Post von Daheim. Hoffe dass dich die beiden Briefe die ich kürzlich geschrieben habe erreichten. Bist sonst lange im Ungewissen. Kann es mir denken, dass du da jeden Tag auf den Briefträger wartest, ob er etwas mitbringt. Liebe Gretel nun bleiben wir vorerst doch hier. Wir kommen nun an die Gebiete des Krieges von 1914/ 18 Cambrai - St. Quentin - Arras […] bekannte Namen. [….] uns werden. Die Amerikaner und Engländer rücken rasch vor. Gestern in Avalon und Reims, wenn es so weiter geht, stehen sie bald an der deutschen Grenze. Schwer ist die Lage im Allgemeinen überall müssen wir nachgeben im Westen und im Osten. Wie das noch werden soll, darüber macht man sich seine Gedanken. Doch wie geht es vor allem Daheim meine liebe Gretel? Bist du mit den Kindern gesund, ist alles beim Alten? Wie geht es denn den Grosseltern? Wie oft denke ich an euch alle daheim. Zum ersten Mal ist es , dass wir wochenlang ohne Nachrichten voneinander sind. Wir wollen hoffen, dass es uns vergönnt ist wieder zusammen zu kommen.
Liebe Gretel habe in einer Minute des […] während wir noch in der Umklammerung lagen einen Artikel gelesen. Schön war er geschrieben, habe das Blatt über all die Tage bei mir gehabt.. Weisst über das Familienleben und das Verhältnis der Eheleute zueinander. Dachte es ist wie für uns geschrieben. Meine liebe Gretel, wie bin ich euch von neuem dankbar, wir uns finden durften um miteinander den Weg durch das Leben zu geben. Einen besseren Lebenskameraden konnte ich nicht finden, so möge es der Herrgott fügen, dass wir auch weiterhin beieinander bleiben dürfen bis ans Ende unserer Tage. Wie durfte unser bisheriges glückliches Familienleben in unseren Kindern schönste Erfüllung finden. Ein gütiges Schicksal möge es fügen dass wir unseren lieben Kindern den Weg ins Leben ebnen können und ihnen hilfreich zur Seite stehen.
Meine liebe Gretel, manchmal wird es Dir jetzt schwer sein, mit allem fertig zu werden aber wie wollen immer von neuem versuchen damit fertig zu werden. Meine liebsten Wünsche und Gedanken begleiten Dich. Weisst in den zurück liegenden Wochen war es oft schwer, aber es musste auch gehen. Vieles stürmte auf einen ein, langsam ordnet sich nun alles wieder in einem. Will Dir noch ein wenig von anderem erzählen. Wir wohnen gerade bei 2 alten Leuten, haben nicht viel doch sind sie arg freundlich. Wir gaben dem alten Grossvater einige Zigarren, liessen ihn von unserem Cognac probieren. Viel Marketenderwaren gab es vor 2 Tagen. Pro Mann 50 Zigarren, 15 Sch. Zigaretten, 1 Flasche Schnaps, 1 Handtuch, Seife, Persil, Schokolade usw. Nun geben sie das Zeug raus. Nachdem in der Normandie unheimlich viel liegen blieb. Habe mich nun wieder ein wenig ausstaffiert, hatte nur noch das nötigste.
Die meisten Kameraden haben nur noch das, was sie anhaben. Wir haben uns mit allem bis zur Seine durchgeschlagen.
Wurden nicht übergesetzt, mussten alles in die Luft jagen. Viele Landser sind rüber geschwommen, wir kamen schliesslich mit einer Fähre bei Rouen rüber. Kann Dir sagen da haben wir was erlebt.

Meine liebste Gretel, vielleicht erreicht mich auch bald Post von Dir. Wie schön wäre das. Hoffe dass alles gut geht.

Muss schliessen es geht eben Post weg.

Sei mit den Kindern gegrüsst und geküsst von
Deinem Hugo

 

 



Ansicht des Briefes

 

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