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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 10.08.1943 (3.2013.22)

 

10. August 1943


Mein lieber Hugo!
Habe gerade außer Feldpostbriefen kein Papier zur Hand u. will dir noch vor dem Dunkelwerden schreiben. Dein Doppelbrief hat mich gefreut, hast mir ja soviel geschrieben. Die Briefträgerin gab mir die Post schon auf der Neckarbrücke. Ist traurig, ihr Bruder fiel von 4 Kindern weg. Bin zum Frisör, Rosmarie mußte allein im Bettle bleiben. Als es zu viel Leute hatte meinte Herr Sommer ich soll mittags um 4h kommen. Da bin ich hin. Zuvor sagte ich Friedrich soll bei Rosmarie im Bett bleiben, Bilderbücher angucken u.s.w. Da war es bei Sommer wieder voll, ging zu Blessing, zum Gärtner Endriß u. frug die Marie Nonnenmacher ob sie Erich nicht schreiben wollte. Die hat es gern, sagte sie haben niemand im Feld. Jetzt will ich sehen ob sie hinschreibt, zeigte ihr Erichs Brief, hole […] dann wieder. Weißt er tut mir wirklich leid, so allein wie er ist, er schreibt mir so nett. Nach Hause schreibt er über so ein Thema nicht. Vor mir überm Birkenbäumchen steht der Mond, sonst steht etwas schräg nach links ein helle Stern als erster. Heute sehe ich ihn noch nicht, es ist leicht bewölkt. Wie ich heimkam, war Rosmarie mit verbundenem Hals am Gärtnersberg, die Haare offen, barfuß u. im Spielhösle. Da hab ich mich ja geärgert.
Lese gerade in der Stube noch deinen Brief. Höre auch öfters der Krieg wird bald aus sein. Solche Luftangriffe dürfen nicht lange dauern. Hab ihm heut abend die Haare selbst geschnitten, wie ein Mann sieht er aus, sagte Rosmarie. Ihr geht es besser ist ohne Fieber, bis zum Mittag hat sie ständig gespuckt, u. auf einmal bekam sie Appetit u. futterte. Jetzt schlägt es ½ 10 h u. ich höre die Kleinen noch, Rosmarie ruft Bauchweh, muß auf den Abort. Die Frucht ist bald daheim, das Wetter hält, es möchte regnen.

Lieber Hugo. Heute nacht war erschreckender Alarm. Es bumste uns wurde es Angst. Wo u. welche Gegend mögen die Einschläge geschehen sein? Zog mich an, packte den großen Wagen, zog die Kinder an u. so saßen wir in der dunklen Stube in Gedanken bei dir. Droben gingen sie in den L.Keller. Ganz einsam u. verlassen. Wir sind geschwind auf die Terasse, zeigte die Sternle die auch du siehst u. wieder herein. Wir hörten Flieger. Dann wurde es ruhiger u. bei der Entwarnung sind wir ins Bett. Helmut war gestört, die Großen beruhigten sich schneller.
Heute morgen um 9h schon Voralarm. Wie wird es werden? Hätten wir nur einen Luftschutzraum im Haus. Stellte mir vor, wenn ich hinüber fahre, den schweren Wagen, Koffer, die ängstlichen Kinder allein. Die Hausfrau frug mich ob ich auf war u. die Kinder. Sie sei ängstlich. Heute geht die Zeit mit Aufräumen vorüber.


Grüße dich nun recht von Herzen
Deine Gretel

 

 



Ansicht des Briefes

 

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