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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 09.06.1943 (3.2013.22)

 

Tübingen, den 9. Juni 1943.



Mein lieber Hugo!

Heute morgen kam dein lieber Brief. Gestern früh ja auch einer. Schickte dir die Raucherkarte weg, bei uns hat sie keinen Wert ab 1. Juni. Gestern hatte ich Wäsche. Übern Mittag kam Mutter, da war geschickt konnte helfen denn um 3h mußten wir auf dem Rathaus sein. Eine Impfe wird etwas, bekam den Impfschein, muß die andern auf einmal suchen. Kaufte Friedrich ein Regenumhängle. Wir sprangen schnell heim, Rosmarie auf de Apfel sitzend, Friedrich schob am Wägele, es tropfelte die Wäsche hing. Bei Schleehs dort sah ich die Hildegard vom OBO. Sie nahm die Kinder. Gab ihr dann ein Butterbrot dafür. Abends gingen Friedrich u. Rosmarie durch mit den Regenmäntel, da mußte ich sie hauen, halt mit der Hand. Wie gerne wäre ich mit ihnen ins Bett, doch so ging es nicht. Mittags ha(t)te ich die Haare gewaschen, spürte einen Schnupfen, da trank ich im Bett eine Tasse Glühwein. Hat geholfen. Auch heute stand ich früh auf bügelte, machte Brotteig, ging zum Bäcker u. Metzger. Ließ die Kinder solange im Bett, Friedrich laß Sprüchle […] aus deinem Bilderbuch vor als ich heim kam. Helmut stand in seinem Bett, hatte den Schrank zweimal ein bisle aufgemacht. Flickte, da liegt ein großer Haufen u. noch von der letzten Wäsche. Vor dem Kochen holte ich mein Brot, selbstgebackenes schmeckt uns allen, Butter mit Schnittlauch das mögen die Kinder. Bin zu Deutschle brachte ihm einige Siebeinsätze, dann macht er mir etwas um sie hineinzulegen u. auszuwechseln. Das wäre prima. Gab ihm die letzte dicke Zigarre, es sind es etwa 8 dünne. Mit so etwas kommt man gut an. Zum Mittagessen gab es was besonders Feines, Hirnsuppe, Salzkartoffel, Salat und ein Stückle gebackenes Hirn. Für mich noch ein Gläsle Rotwein. Als gegessen war die Kinder im Bett wurde es ½ 3 h, Helmut füttern, Mich holen, schreiben es ist ½ 5 u. noch nichts am Flicken weitergeschafft. Helmut sieht aluhend aus, Dr. Baster guckte gestern auf Helmut, dann auf mich. Friedrich u. Rosmarie gehen mir oft an den Zucker, so war ich früher auch. Heute morgen haben sie nett gespielt. Friedrich mit der Eisenbahn, da setzt er ein Püpple in einen Wagen, u. läßt den Zug von der Nähmaschine bis zum Büfett laufen. Rosmarie hatte im Stülle ihre Puppen, zuvor war Helmut drin. Zum Schlafen liegt er im Wagen auf der Terasse. Es regnet mit kleinen Pausen u. meist stark. Morgen kommt die Großmutter, damit ich zum Zahnarzt in Ruhe kann. Bald ich Pfingstsonntag. Da muß ich an manchen Ausflug denken, wie schön war es. Könnten wir nur einmal einen Ausflug machen. Aber Urlaub wirst wohl nun keinen bekommen, an Pfingsten jedenfalls nicht?, und immer wieder denke ich an Pfingsten bleibe ich daheim, mag da nicht zur Mutter. Karl wird bald in Ellwangen sein, dann kommen sie auch her.

Grüße dich nun recht herzlich liebster Hugo, komm doch geschwind zu uns.

Es küßt dich deine Gretel.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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