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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 15.07.1943 (3.2013.22)

 

15. Juli 1943




Mein lieber Hugo!

Gestern abend kam dein lieber Brief mit der netten Mutter u. Kindkarte. Wer ist nicht glücklich wenn er ein Kind am liebsten sein eigenes auf den Arm nehmen kann. Wir saßen gerade im Freien als es klinkglte. Helmut durfte mit dem Umschlag spielen, ihn zerreißen. Das Päckchen wird nicht so schnell ankommen. Räumte das Gesülz im Schrank frisch ein in zwei Schichten, dazu stellte ich auf die unteren Gläser nochmals kleinere, dazwischen Aussägholz, sogar die zwei Lindenholzbrettle. Das macht doch nichts? Höchstens ob das Sperrholz für so eine schwere Last stark genug ist. Ein guter Vorrat ist im Schrank, das geht dann ebenso wie eingedünstet. Hab nach Breitenberg noch nicht geschrieben, od. soll ich die leeren Flaschen mit Heidelbeeren füllen dieses Jahr werde ich nicht so viel Tomaten bekommen. Dachte an Holdersaft statt Träuble. Ein Mittagsessen hatten wir, es war ein Gedicht, wie hat es uns allen geschmeckt. Kohlrübchen, diesmal die Scheiben ganz Salzkartoffel u. die Bauernwurst. Die war wie eine Bratwurst innen mit Rauchfleisch ziemlich scharf gefüllt. Wollte sie dir gerne schicken, doch kam sie mir so weich vor, auch nach dem Kochen. Dann Apfelmus, das essen wir alle gern. Mann kann auch gut von den Äpfeln so essen. Zum Einschlafen kam keines. Die Soldaten sangen das Bergele herunter, müde, mit Maschinengewehr. Da schlüpften Friedrich u. Rosmarie unter der Verdunkelung hinaus. Rufen sie heraus. Wir suchten meine Sonnenbrille u. den kleinen Rechen der Hausfrau, konnten nichts finden. Dabei waren sie nicht fort, nur ans Bergele im Rumpen Holderbusch das ist ihr Auto. Schnitt Frau Eppensteiner das Kittele zu, brachten es. Verlangt hab ich nichts, denke wir bekommen Pflaumen dafür. Konnte noch ein bisle flicken, als draußen auf der Wiese. Diesen Sommer ist es auf der Terasse fast immer windig. Abends gabs ger. Kartoffel u. ein Glas Kirschen. Hätten wir sie nur frisch gegessen, statt geschimpft, eindünsten. Hörte die Nachrichten, Aachen ist schwer getroffen, hörte wenns in Frankreich los geht werden wir auch genug Alarm haben. Denke immer da ist unten drinnn wohnen geschickt, könnte zum Fenster hinaus. Abends gings noch an die Nähmäschine, bis 10h. 5-10h abends ein langer Tag ohne Pause. Heute will ich nochmal flicken, daß es ein bisle abnimt. Gehe dann halt er nächste Woche zur Mütterberatung. Die Sonne scheint so schön. Da muß ich die Kleider bald heraushängen, sah in meinem Blüsle ein Mottenloch. Wollen hats sogar im Flickkorb, warum hat es hier immer so viele. Schlief so gut, träumte von dir als der Wecker mich aus dem schönsten Traum herausriß, da blich ich doch noch geschwind liegen bis ich wieder in der Wirklichkeit war. Helmut lag wie immer mit dem Gesicht, die Füßle auf dem Kopfkissen. Beim Laufenlernen springt er förmlich, spreizt die Beine weit auseinander. Und ein Mutterkindchen, sitze ich neben dem Stülle u. gehe herein gleich brüllte er. Immer streckt er seine Ärmchen nach der Mutter.
Die Kinder wachen, lieber Hugo da möchtest gerne zugucken.
Großvater kam schon morgens 8h, bringt Spächele Wäsche

Es grüßt dich Gretel.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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