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Brief (Transkript)

Hugo Zwanger an seine Frau am 07.05.1942 (3.2013.22)

 

Den 7. Mai 1942



Meine liebste Gretel!


Habe heute Abend geschickt Zeit zum Schreiben sodass Du zum Sonntag einen Brief bekommst. Habe Deine lieben Zeilen Heute morgen erhalten, war sehr erfreut über Deine Nachricht. Hoffentlich wird es mit Deiner und Rosemaries Erkältung bald besser, bin ein wenig in Sorge, aber bei dem warmen Wetter wird es auch bald weg sein. Liebe Gretel bin froh, wenn Du nun eine Hilfe hast, aber das darf nun nämlich nicht dazu führen, dass Du über kurz oder lang mit Näharbeiten überhäuft bist, dazu meistens für fremde Leute. Weisst ja selbst, dass Du Dich jetzt ein wenig schonen musst, im Hinblick auf die Geburt unsres 3. Kindes. Das ist doch nicht so einfach, darfst mir dazu unter keinen Umständen recht abgenutzt sein. Dazu tut Dir das viele Sitzen bestimmt nicht gut. Liebe Gretel, also hörst ein wenig darauf. Es ist keine Kleinigkeit im Krieg Kinder zu bekommen, es ist gar nichts dabei, wenn du es Dir ein wenig leichter machst. Kannst Dir denken, dass meine Gedanken oft bei Dir und den Kindern sind. Auch wenn wir nun weiter weg voneinander sind verbinden uns unsere Gedanken.
Gerade hier wo wir gemeinsam so einen schönen Tag erlebt haben. Kann mir noch den ganzen Tag mit allen Einzelheiten vorstellen.
Liebe Gretel, gestern Nachmittag sind wir nach dem Essen in die Stadt gefahren. Wir besichtigten die Haupt-Feuerwache, das war sehr interessant, es wurde uns alles gezeigt. Anschliessend hatten wir frei, das war grosszügig, das ist man sonst nicht gewohnt. Machte einen Rundgang durch die innere Stadt. Viele Läden, doch zum Kaufen gibt es wenig, da wird man recht müde vom vielen ansehen. Zu den Anlangen bei der Feldturnhalle war ein SS Konzert, hörte eine Zeit lang zu. Hier ist nun auch schönstes Frühlingswetter und alles blüht. Abends wollte ich rüber ins Bräustüble im Haus der Deutschen Kunst. Ausstellung ist sicher keine sie wurde im März geschlossen, die neue Ausstellung wird vorbereitet und im Juli eröffnet. Auf dem Weg zum „Braustüble“ traf ich eben einen Landsmann und zwar W. Endriss vom Blumengeschäft am Holzmarkt. Der freute sich sehr, nahm mich gleich mit zur Luftflotte 3, wo er tätig ist. Er zeigte mir alles , auch sein Arbeitsgebiet. Er bearbeitet die Meldungen welche von den Luftangriffen eingehen. Er zeigte mir die Ergebnisse der letzten Nächte von Stuttgart und auch unserer Umgebung. Das war interessant, da bekommt man ja sonst keinen Einblick. Will mich am Montag oder Dienstag Abend mit ihm treffen. Obwohl er hier einen schönen Posten hat, hat er auch genug, wäre eben am liebsten Daheim. Anschliessend an unsere Zusammenkunft bin ich dann ins Bierstüble, dort ist alles genau wie damals im Oktober 37 als ich mit Dir dort war und es Dir so gefallen hat. So kommt es einem gar nicht fremd vor. Es gab noch allerlei zum Essen auch ohne Marken, möchte nochmals hin. Zum Abschluss des Tages bin ich dann noch ins Kino und habe einen netten Film angesehen. So ist auch dieser Tag nett verlaufen, besonders auch davon das Zusammentreffen mit Endriss. Er sagte wenn ich etwas hätte solle ich mich an ihn wenden, er könne manches durchsetzen. Werde mich ja nochmals eingehend mit ihm unterhalten.
Liebe Gretel, auch sonst geht es mir gut. Wir haben meistens Vorträge über die Aufgaben des Luftschutzes. Vieles gäbe es da zu machen und wie ist es bei uns im Horst? Alles ist froh wenn man im Bett bleiben kann und nicht heraus muss. Wir werden ausgebildet und die meisten Erfahrungen werden uns mitgeteilt, damit der Luftschutz in den Horsten mit der Zeit ganz auf die Höhe kommen soll. Und wie sieht es in Wirklichkeit aus kann es ihnen hier gar nicht sagen. Da müssten sie schon die Feldwebel oder Offiziere herschicken.
Meine liebste Gretel, so wünsche ich dir einen recht schönen Sonntag. Hoffentlich hält das schöne Wetter an. Jetzt im Frühling zieht es einen mehr als sonst Heim zu den Lieben. Die Sehnsucht nach den blauen Alb-Bergen ist größer als je. Wie schön wäre es jetzt dort oben, weisst es ja selber liebe Gretel! Wir müssen uns eben auf später vertrösten, bis dahin sind auch die Kinder soweit, dass sie mitkönnen.
Nun wollen wir hoffen, dass es dann am kommenden Sonntag mit dem Wiedersehen etwas wird, die Tage vergehen ja schnell und bald ist es soweit.

Grüsse und küsse Dich meine Liebe mit den Kindern

Dein Hugo

Lb. Gretel schicke mir bitte einige Zeitungen, hier gibt es nichts zum Lesen.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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