Den 18.07.1941

Meine liebste Gretel!

Bekam Deinen lieben Brief mit dem neuen Bescheid. Sprach gestern mit einem meiner Kameraden er hat 4 Kinder und bekommt nur 112 Mark, einer von unserer Stube, welcher während des Krieges heiratete nur 57 im Monat. Finde das nicht recht, dass sollte mehr einheitlich gezahlt werden. Die Beamten bekommen doch auch den ganzen Gehalt. Das gibt manche Verstimmung, meistens mit Recht Meine liebe Gretel muss morgen nach Reutlingen. zur Trauer-Parade, dort wird ein Flieger begraben. Schnell wäre ich vollends bei euch Daheim, aber das geht nicht. Will sehen wie es am Sonntag geht, wenn es nichts wird, werde ich jedenfalls am Abend anrufen. Liebe Gretel denke oft an Deinen Schmerz aber erzwingen können wir nichts. Schlimmer wäre es für Dich und die Kinder wenn mit etwas zustossen würde. So dürfen wir hoffen, dass wir nach Kriegsende wieder gesund zusammen kommen. Jeder neue Tag bringt neue Verluste besonders wenn jetzt zur Zeit sehr heftige Kämpfe um die Entscheidung sind, wird diese Kette vorerst nicht abreissen. Liebe Gretel wenn Du darüber nachdenkst, so ist es mit deinem Kummer nicht so schwerwiegend, bin der festen Überzeugung, dass wir noch genug Kinder bekommen können. Habe ja zu meiner Überraschung auch Dein liebes Päckle bekommen für welches ich dir herzlich danke. Würde Dir gern auch eine Freude machen, aber bei uns bekommt man ja nichts. Wie freuen wir uns wenn mal wieder andere Zeiten sind und ich Dir oder den Kindern etwas mitbringen kann. Wie wars auch noch vor einigen Jahren, man könnte meinen es sei schon 10 – 15 Jahre so. Bald ist unser 4. Hochzeitstag, nun sind wir schon 2 Jahre getrennt.
Meine liebste Gretel, da wir morgen um 10 wegfahren und erst am Mittag zurückkehren kann ich dir morgen nicht schreiben. So wünsche ich Dir bereits heute einen schönen Sonntag, wir wollen hoffen, dass wir dann den nächsten wieder gemeinsam verbringen können.

Lass es Dir und den Kindern gut gehen und sei von Herzen gegrüßt

Dein Hugo