Altdorf, 21. Mai 1915.

Geliebter Freund!
Deine lb. Karte vom 14. d. Mts. erhalten. Besten Dank. Ich war höchst erstaunt, zumal ich von Dir zuvor nichts mehr hörte. Freilich liegt die Schuld auch an mir, doch glaube ich, verzeihst Du mir, wenn ich Dir sage, daß wir gegenwärtig – 11. Juni schriftliche Probearbeiten, am 16. Juni Schlußprobearbeit haben. So glaubte ich, daß wir uns an Pfingsten aussprechen könnten. Ich hatte mich jedoch schwer getäuscht.
Nun, da auch unser „lieber Bundesgenosse und Freund Italien“ das Schwert gezogen hat, so werde ich zunächst meine längste Zeit in Altdorf verbracht haben. Nun gehts zum Militär
Wann? Ist noch unbestimmt; abr voraussichtlich sobald als möglich. Unser Direktor hat gesagt, daß wir uns wahrscheinlich an Pfingsten zur Stammrolle[?] anmelden müssen. Infolgedessen fällt die Schlußprüfung am 16. weg u. wir haben dann eine Notprüfung kurz vor unserer Einberufen. Da bleibt mir jetzt nichts anders übrig, als die ganzen Pfingstferien – x Tage – zum Studieren zu verwenden.
Sonst für heute nichts Neues! Es ist die letzte Studierstunde vor Pfingsten, in der ich Deinen Brief schreibe. Ich gedenke an Dich an Pfingsten.
Auf bald. Wiedersehen
Dein tr. Freund
Hans!
Entschuldige die Schrift! In Eile!!!