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Brief (Transkript)

Familie K. aus Ost-Berlin an Marianne B. nach West-Berlin am 05.08.1982

 

5.8.82

Liebe Marianne, lieber Werner!
Wir haben Deine Post erhalten. Leider muß ich absagen. Durch die weltpolitischen Ereignisse hat sich auch für uns einiges geändert. Es ist für uns ausgeschlossen mit Euch zusammenzutreffen. Selbst Mutti kann Heinz arbeitslos machen. Offiziell haben wir nur lose Bindungen zu Mutti und wissen nicht, was sie macht und wohin sie geht … . Ich hoffe, daß Mutti Gelegenheit hat Euch alles zu erklären. Wir müssen hier leben. Es geht uns gut und der Verlust der Arbeitsstelle würde H. zum Hausmeister, Straßenreiniger ect. degradieren. H. liebt seinen Beruf. Ich kann das nicht durch Leichtsinn aufs Spiel setzen. Wie sollte ich mit ihm weiterleben, wenn, bei einer Kontrolle nach Euren Ausweisen gefragt, alles herauskommen würde? Ich bin Euch für alles dankbar, was Ihr für mich getan habt. Das ist aber die Gegenwart und wir müssen uns arrangieren, wenn wir nicht auf alles verzichten wollen. Seid mir bitte nicht böse. Aber auch unter anderen Umständen hätten wir Schwierigkeiten, denn S. Boot stände uns nicht zur Verfügung. Er hat eine Freundin und das geht vor. Auch dafür hoffe ich habt Ihr Verständnis. Am 24.9. beginnt sein Studium in Mittweida. Er wird sich dann schön auf den Hosenboden setzen müssen.
Uns geht es sonst gut. Ich war zwischendurch krank, meine Bandscheiben quietschten und ich auch. Nun geht es wieder, doch der Urlaub ist bis auf wenige Tage futsch. Hoffentlich geht es Euch, auch der Mutti, gesundheitlich gut.
Alles weitere wird Euch Mutti berichten
Bleibt gesund, alles Gute
H, I, S

 

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