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Brief (Transkript)

Familie Z. aus Ost-Berlin an Edith K. nach West-Berlin am 10.02.1970

 

10.2. [1970] 12 Uhr.

Liebe Edith, lieber Wolfgang und meine kleine liebe Beate!

Habe soeben Dein Päckchen erhalten. Habt vielen Dank. Den Brief habe ich vergangenen Mittwoch erhalten. Besonders hat mich das Schreiben von Beate gefreut. Hat eine sehr schöne Handschrift. Mittwoch ist Besuchstag. Da waren Mutti und Gisela, Eberhard hier. Die haben auch gesagt, daß Beate eine schöne Handschrift hat. Auch Kiki hat es bestätigt.
Am Donnerstag hat der Chefarzt Dr. K. die Befunde ausgewertet und mit uns eine Aussprache geführt. Er sagte, daß es sehr böse aussieht und das die Geschwulst unter dem linken Stimmband sitzt. Es käme nur ein Eingriff infrage. Eine Bestrahlung würde wohl für kurze Zeit Abhilfe schaffen, aber spätestens nach einem Jahr würde doch ein Eingriff vorgenommen werden. Du kannst es Dir ja denken, daß es für mich ein Keulenschlag gewesen ist. Ich habe mir Bedenkzeit ausgebeten. Er sagte, fahren sie nach Hause und beraten Sie sich mit Ihrer Familie. Ich bin dann Donnerstag Mittag nach Hause gefahren und Montag wieder zur Klinik. Habe meine Zustimmung zur Operation gegeben. Die Operation wird morgen (11.2.) durchgeführt. Von der Oberschwester wurde ich informiert, daß Du liebe Edith gebeten hast, die Operation um eine Woche zu verschieben. Du hättest gerne mit mir noch gesprochen. Es geht leider nicht, die Vorbereitungen sind abgeschlossen. So gerne ich mit Euch noch gesprochen hätte. Aber glaube mir, noch länger zu warten, daß würde ich nicht mehr aushalten. Es kostet so schon Nerven und noch eine Woche warten, daß glaube ich, geht über meine Kraft. Es ist besser so. Je eher daran, je eher davon. Die Bescheinigung der Klinik wirst Du in den nächsten Tagen bekommen. Richtet es bitte so ein, daß Ihr, wenn ihr den Passierschein bekommt, daß am Ende der nächsten Woche kommt, dann ist das schlimmste überstanden und ich kann mich mit Euch besser unterhalten. Es wird wohl einseitig sein, aber ich habe ja schreiben gelernt. Wenn ich dann wieder zu Hause bin, bekomme ich einen Apparat, mit den man sprechen kann. Man hält sich, wenn man was sagen will am Hals. Den gibt es von der Versicherung. Auch lernt man mit der Zeit wieder sprechen. Wenn nicht laut, so daß man sich verständigen kann. In der Charitee werden Sprechübungen kostenlos durchgeführt. Wenn ich dann im Herbst zu Besuch komme, dann werden wir uns schon unterhalten können.
Nochmals herzlichen Dank und seid herzlichst gegrüßt insbesonders meiner kleinen Beate
Euer Opa.

Sobald ich in der Lage bin werde ich wieder schreiben bzw. euch laufend unterrichten.

 

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