Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM

Brief (Transkript)

Marie Louise P. aus Zittau an Oskar H. nach Meckenheim am 11.12.1966

 

88 Zittau, den 11. Dezember 1966
[Straße und Hausnummer]
DDR

Lieber Oskar, liebe Frau Anneliese,
Für alles danke ich recht herzlich, für Ihren lieben Brief, und für die zwei Pakete, die gestern ankamen, alles so s hön verpackt, und alles, was wir gut berauchen können, Denn so bieles gibt es hier doch nicht, oder nut selten, und nch langem Anstahen, wozu ich nicht die Zeit habe, und oft auch von viel minderer Wualität. Apfelsinen und Zitronen sind gerade das, was mein jetzt so viel wie möglich haben soll; her hatte im Oktober eine Erköltung, schonte sich nicht ( er war einige Tage im Bett mit ziemlicher Temperatur,) stand dann zeitig auf, um einen Freund zu sehen, der nur vorübergehend aus Halle hier war, und hatte dann einen Rückfall. So etwas ist ja meist schlimmer als die Sache selbst, dazu kommt sein Alter, er hat nun die 80 überschritten, und wenn man auch nicht genau nach Jahren rechnen kann, so merkt man doch seht, daß seine Kräfte nachlassen, und er jede kleine Erkrankung schwerer überwindet. Ich wünsche ihm sehr ein geruhiges Alter, leider kann ich nicht das er etzen, was seine Schwester ihm war, denn ich muss nach wie vor jeden Nachmittag ausser Sonnabend und ausserdem zwei an zwei Abenden Unterricht geben, Ich würde es ja so wie so ungern aufgeben, kann es auch gar nicht, denn mit der winzigen Rente kommen wir nicht aus, noch dazu als Hausbesitzer, die Mieten sind geblieben, geradezu lächerlich, aber die Grundsteuer steigt und die Reüaraturen natürl ich auch, Eir würden ja dsd Haus verkaufen, aber erstens kauft es niemand, aus den oben angegebenen Gründen, und zweitens sind wir so, wie wir sind, doch ein kleine wenig geschptzt. sonst kann man uns ja jeden Tag wenn nicht gerade auf die Strasse, so doch in irgendein Loch stecken, man ist als älterer Mensch, der nicht Kommun st ist, vogelfrei, irgend welche Rechte hat man nicht mehr, die sogenannte Justiz ist nur für die Arbeiter da – Daist alles eine grosse Hilfe, neben aller Freude, moch dazu [?] liebevollen Verpacken, Neu waren uns die kleinn Tuben mit Marme ade, die werden und bald zu Gute kommen, zur Zeit hat mein Mann noch eine Magenverstimming, viellaicht nach dem Mittel gegen Grippe, und so darf er nichts Süßes essen, das wird aber nicht lange dauern. Er trinkt jeden Tag ein Gläschen Zitronensaft, ganz pur ohne Wasser oder Zucker, sodaß er den ganzen Gehalt hat. – Eine grosse Freude hatten wir, diw muss ich Ihnen doch erzählen. Sie sind ja so gut, und lasse mich Teil haben an der Entwicklung Ihrer Söhne, ich freue mich, daß die zwei Grossen anscheinend diesen weg einschlagen wollen. Ich owhl Unrecht, mit meinem Wunsch für Sie, aber nun geht er nachträglich doch in Erfüllung Mir sind die beiden Grossen noch gut in Erinnerung, Wolfgang als ein fröhliches Kerlchen, das so nett ein kleines Lied sang; der Grosse, etwas schwerer wohl zu nemne, damals, ein gros er kräftiger Junge. Thomas war ein ganz besinders schlnes Kind, und Matthias damals noch ganz klein. Und nun zu dem, was ich Ihnen erzählen wollte. Ich schrieb Ihnen wohl damals, daß Gottfried grosse Schw rigkeiten hatte, da er nicht zur FDJ gehörte, die weder fei nich deutsch und nicht einmal immer jung ist. Nun geht das selbe Theater mit Micha l los. Er wurde nicht zur Oberschule zugelassen, vor vier Jahren, eben weil er sich weigerte, dieses Recht durch die dogenannte Jugendweihe zu erhkaufen, Er wurde Lehrling im Elektrizitätswerk Hirschfelde, und wir voraussichtlich im kommenden Frühjahr seine Ausbildung abschliess Nebenbei geht er in die Abendschule, um dort sein Matur nachzumachen. Er will dann gern auf die tschnische Hichschulr. Dazu muss er sich einem Gespräch stellen ( das müssen alle, auch die, die an der Schule das Matur machen,) Er fuht also nach Berlin. Erzählte dann, alles sei gut genagen; er hatte gute Zwischenzensuren, und gute Beurteilung vom Werk. Konnte wohlmeuch die wissenschaftlichen und technsiechn Fragen beantworten Aber dann kam das Wichtigste. Sie sind nicht bei der FDJ? Nein, Warum nicht? Ich kann es mit meinem Gewissen nivht vereinen, ich habe das Gelöbnis bei der Konfirmation abgelget, und möchts dies nicht brechen, Überlegen Sie es cich rightig? Ich überöege mir eine solceh wichtige Frage sehr oft, bin aber zu keinem anderen Ergebnis gekommen, Wollen Sie sich nicht nachträglich zur Jugendweihe melden, wir können Sie dann ohne Weiteres empfehlen. Micharl sagt, er habe geantwortet, er können dies nicht, der Eid der Jugendweihe ve stosse schon gegen den Ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses. Die Herren meinten, das sei schdae, er solle es sich nochmals überlegen. Als Michael draussen mit den anderen Bewerbern sprach, hatte noch frei andere, ein Katholik und zwei Protestanten, sich nicht der Jugendweihe gestellt. Wir hatten also wenig Hoffnung, Und iehe da. er bekam die Befprwortung (Nun kommt es noch auf die Sbschlussprüfungen im Frühjahr an. ) Gottfried hörte dann, durch einen Bekannten dessen Vater mit einem der Prüfenden bekannt war, daß die drei anderen Aussenseiter sich doch noch schriftloch zur Jugendweihe angemeldet und in die FDJ eingetreten waren. Und Die Kommeission habe Michael gerade deswegen befürwortet, weil er als einziger nicht nach gegeben hatte – All rdings meint Gottfried, daß man, wenn M. wirklich auf die T.H. kommt, ihn ganz besonders auf Korn nehmen word. Aber G. me nt auch, wenn man die ersten uwei Jahre hindurch fest bleibt, dann gehe nachher das meiste besser. Wenigstens hat er diese Erfahrung gemacht. – Ich wollte Ihnen das nur erzäh en. Michael st ein sehr lieb4 Kerl, sehr fest von seinem Vate gegründet, er und auch Gottfried sind aber nicht Theologen geworden, dienen aber so sehr sie können, G. in der Dtudentengemeinde und ich der Meissenr Singgemeinschaft. Michael hier in der jungen Gemeinde, wo er einen Kreis kleinerer Jungen betreut. Hoffentlich langweilt Sie dies nicht zu sehr.
Auch üb Matthias könne wir uns freuen, der ist auf der Oberdcule, trotzden er nich Kommie ist, vielleicht weil man zeigen will, daß man auch Pfarrerskinder aufnimmt, vielleicht aus einem geqissen Mitleid heraus, damals starb gerade sein Vater. Er fehlt uns allen sehr, auch mir, Aber ich muss sehen wie ich die kurze Strecke Weg, die mir noch bleibt, ehrlich gehen kann , das ist manchmal chwere, als man denkt. Wenn die Kerzen brennen ( aber auch sonst), denke i h an Sie alle.

Always yours,

Marie P.

 

top